Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin aus dem A06-Projekt "Wege zum familienpolitischen Universalismus: Inklusivität und Leistungsumfang von Familienpolitiken in globaler Perspektive" wird für zwei Monate am Programm für Gastwissenschaftler:innen der Max-Planck-Gesellschaft teilnehmen.
Während ihres Forschungsaufenthaltes von Mitte Oktober bis Mitte Dezember am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln will sie das komplexe Zusammenspiel zwischen Wachstumsregimen, Geschlechterungleichheit und Wohlfahrtspolitik während der Ära des Fordismus untersuchen, als die kapitalistischen Volkswirtschaften begannen, sich einerseits in "geschlechtergerechte" und andererseits in "konservativen" Wohlfahrtsstaaten zu unterscheiden.
Keonhi Sons Argument ist zweigeteilt: Erstens haben Wachstumsregime die Ungleichheit der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt seit der Ära des Fordismus geprägt. Nationale Wachstumsstrategien, die sich auf bestimmte Sektoren konzentrieren, benachteiligten Frauen durch Lohnzurückhaltung und geschlechtsspezifische Hierarchien auf dem Arbeitsmarkt. Zweitens beeinflusste die Nachfrage nach "Frauenarbeit" die Präferenzen der politischen Entscheidungsträger hinsichtlich der Wohlfahrtspolitik für Arbeitnehmerinnen. Wenn die weibliche Arbeitskraft in der Wachstumsstrategie eines Staates nur eine minimale Rolle spielte, sahen die politischen Entscheidungsträger Frauen eher als abhängig von männlichen Arbeitnehmern im Industriesektor an, nicht als selbstständige Arbeitnehmerinnen und zögerten daher, die Wohlfahrtspolitik für arbeitende Frauen auszuweiten. Um ihre Argumente zu überprüfen, wird Keonhi Son eine vergleichende Fallstudie durchführen, welche die Muster der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf den Arbeitsmärkten sowie den politischen Diskurs über die frühe Entwicklung des bezahlten Mutterschaftsurlaubs in Deutschland und Schweden in den 1950er und 1960er Jahren untersucht.
Ihr Forschungsinteresse gilt der Entwicklung der Familienpolitik im Globalen Süden, dem Ursprung der Arbeits- und Familienpolitik und der Rolle der weiblichen Akteure bei der Entwicklung der Sozialpolitik. Sie erstellt drei historische Datenbanken, welche die Inklusivität und Großzügigkeit von Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternurlaub im Globalen Süden messen und 165 Länder von 1883 bis 2018 abdecken.
Veröffentlichung:
Son, Keonhi. (2023). The Origin of Social Policy for Women Workers: The Emergence of Paid Maternity Leave in Western Countries, Comparative Political Studies (online first). https://doi.org/10.1177/00104140231169024.
Son, Keonhi. (2022). Colonialism and Paid Maternity Leave Policies in Sub-Saharan Africa, In Dobrotić, Ivana, Blum, Sonja, & Koslowski, Alison. (Eds.), Research Handbook on Leave Policy, 310-323. Cheltenham: Edward Elgar Publishing. https://doi.org/10.4337/9781800372214.00033.
Son, Keonhi. (2022). Ship of Theseus: from ILO Standards to Outcome of Maternity Protection Policy. Journal of Social Policy. https://doi.org/10.1017/S0047279422000010.
Son, Keonhi. (2022). Do International Treaties Only Have an Impact on Ratifying States?: the Influence of the ILO Maternity Protection Conventions in 160 States, 1883 until 2018. International Labour Review. https://doi.org/10.1111/ilr.12371.
Kontakt:
Dr. Keonhi Son
Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung (MZES)
A5, 6 (Gebäudeteil A)
68159 Mannheim
Tel.: +49 621 181-2803
E-Mail: son@uni-mannheim.de