News aus dem Teilprojekt B06


Dr. Gulnaz Isabekova, Prof. Dr. Heiko Pleines und MD Ohanna Kirakosyan
Dr. Gulnaz Isabekova, Prof. Dr. Heiko Pleines und MD Ohanna Kirakosyan
Fallstudie zu Projekten des Globalen Fonds und der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit in der Kirgisischen Republik

Gulnaz Isabekova, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt B06 "Rohstoffboom und Sozialpolitik in autoritären Regimen. Mittel strategischer Machtsicherung?", stellte ihr Buch "Stakeholder Relationships and Sustainability. The Case of Health Aid to the Kyrgyz Republic" am 24. November 2023 vor.

Die meisten durch Entwicklungshilfe finanzierten Programme sind nach dem Ende der projektbezogenen Finanzierung nicht nachhaltig und die Gesundheitshilfe ist keine Ausnahme von dieser Tendenz. Zu den Hauptproblemen gehören Doppelarbeit, die eingeschränkte Berücksichtigung des lokalen Kontexts und der Ausschluss der Hilfeempfänger von der Planung und Durchführung der Programme. Mehrere internationale Abkommen zielten darauf ab, diese Probleme durch eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Gebern und Empfängern von Entwicklungshilfe zu lösen. In diesem Buch werden die Auswirkungen der Beziehungen zwischen den Beteiligten auf die Nachhaltigkeit der Gesundheitshilfe am Beispiel zweier Gesundheitsprogramme in der Kirgisischen Republik analysiert. Das Land ist das einzige in der Region Osteuropa und Zentralasien und eines der wenigen weltweit, das den sektorweiten Ansatz in der Gesundheitshilfe vollständig umgesetzt hat. Dieser Ansatz, der sich an der nationalen Politik und den Verfahren der Regierung des Hilfeempfängers (und nicht der Leistungserbringer) in einem bestimmten Sektor orientiert, soll die Nachhaltigkeit der Hilfe gewährleisten, deren Ziele und Mittel von den Empfängern bestimmt werden.

Dieses Buch konzentriert sich auf Gesundheitsprojekte, die vom Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (Globaler Fonds) und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert werden und leistet die folgenden theoretischen und empirischen Beiträge: Erstens zeigt es anschaulich die sich verändernde Machtdynamik zwischen Gebern und Empfängern von Hilfe auf und bietet eine neue bzw. sektorspezifische Perspektive auf die Abhängigkeit von der Hilfe. Zweitens werden spezifische Mechanismen aufgezeigt, durch welche die Beziehungen zwischen den Beteiligten die Nachhaltigkeit der Gesundheitshilfe und ihrer einzelnen Komponenten beeinflussen. Sie argumentiert für eine asymmetrische Kausalbeziehung zwischen den beiden Phänomenen und legt nahe, dass die Art der Beziehung und nicht die Häufigkeit der Interaktionen für die Nachhaltigkeit der Hilfe entscheidend ist. Drittens enthält dieses Buch aus empirischer Sicht einzigartiges Primärmaterial und bietet damit neue Erkenntnisse über die Entwicklungshilfe in der Region, die in der Entwicklungsforschung meist vernachlässigt wird.

Die Analyse von zwei Projekten in Kirgisistan ist zwar kontextspezifisch, zeigt aber dennoch die Probleme auf, die auch in anderen Entwicklungsländern auftreten, die unter dem Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen leiden. Die empirischen und theoretischen Erkenntnisse dieses Buches erweitern die strukturellen Probleme und Möglichkeiten für die Nachhaltigkeit der Gesundheitshilfe. Dieses Wissen ist für die laufenden und abgeschlossenen Gesundheitsprojekte von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie, welche die Belastung der Gesundheitssysteme und der externen Hilfe erhöht hat. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse dieses Buches nicht nur Akademikern, sondern auch Praktikern zugute kommen, die in der Entwicklungshilfe für das Gesundheitswesen in Kirgisistan und darüber hinaus tätig sind.

Die wichtigsten Ergebnisse dieses Buches wurden am 24. November 2023 an der Universität Bremen vorgestellt und diskutiert. Dabei bestand die Möglichkeit, sowohl on- als auch offline an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Weitere Einzelheiten finden Sie hier.

Bevor Gulnaz Isabekova 2018 ihre Stelle im SFB 1342 "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" antrat, war sie Teil des Marie Skłodowska-Curie Actions Innovative Training Network "Around the Caspian". Gulnaz war auch Länderkoordinatorin für Kirgisistan für das Projekt "Varieties of Democracy" (V-dem) an der Universität Göteborg in Schweden. Sie nahm an mehreren Forschungsprojekten teil, die von der American University of Central Asia, dem Norwegian Institute of International Affairs, der UNESCO, der AIDS Foundation East-West in den Niederlanden und der laufenden Forschung von Winrock International organisiert wurden. Vor ihrer Tätigkeit im akademischen Bereich arbeitete Gulnaz als Projektmanagerin und Expertin im privaten und gemeinnützigen Sektor.

Veröffentlichungen:

Heinrich, A. and Isabekova, G. (2023). Multidrug-Resistant Tuberculosis in the Post-Soviet Region. A Tale of Vulnerability through Labor Migration. In: Mossig. I. and Obinger, H. (Eds.). Mapping Global Dynamics of Social Policy (pp. 56-59). Uni-Druckerei Bremen. ISSN (Online) 2629-5741.

Isabekova, G. (2022). Treatment at risk: issues and opportunities for access to tuberculosis treatment in Armenia. In: I. Ilja Michels, H. Stöver and D. Deimel (Eds.), Drug Cultures and Policy in Germany, Central Asia and China, Nomos, 237-257.

Heinrich, A., Isabekova. G., Müller, A., Pleines, H. (2022). Causal mechanisms in the introduction of mandatory health insurance in the post-Soviet region. In: J. Kuhlmann and F. Nullmeier (Eds.), Causal Mechanisms in the Global Development of Social Policies, Palgrave Macmillan 141-165.

Isabekova, G. (2020). Mutual learning on the local level: The Swiss Red Cross and the Village Health Committees in the Kyrgyz Republic. Global Social Policy 21(1), 117-137.

Isabekova, G. and Pleines, H. (2020). Integrating development aid into social policy: Lessons on cooperation and its challenges learned from the example of health care in Kyrgyzstan. Social Policy & Administration, online first.

Isabekova, G. (2019). The Contribution of Vulnerability of Labour Migrants to Drug Resistance in the Region: Overview and Suggestions. European Journal of Development Research 31, 620-642.

Isabekova, G. (2019). Diverse health care developments: the role of national and international actors. In S. An, T. Chubarova, B. Deacon, P. Stubbs (Eds.), Social policy, poverty and inequality in Central and Eastern Europe and the former Soviet Union (pp. 235-260). Ibidem Press. ISBN-13: 978-3-8382-1308 Add to Citavi project by ISBN-87.


Kontakt:
Dr. Gulnaz Isabekova
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

Overview of labor-related laws in the USSR (1923-1986) and the GDR (1953-1986)

Today’s working conditions have considerably been shaped by regulations adopted in the past. Indices of the International Labor Organization’s Legislative Series offer an overview of changes in labor-related legislature on an annual basis from a historical perspective. However, the country or area-specific analysis of these changes throughout time is challenging due to the data representation format (i.e., for the respective year, all countries and their legislative changes are listed alphabetically in a PDF file).

In the summer of 2023, three CRC 1342 sub-projects, namely Project A03 – “Worlds of Labour: Coverage and Generosity of Employment Law”, Project A04 – “Global Developments in Health Care Systems” and Project B06 – “Resource Boom and Social Policy in Authoritarian Regimes. A Means of Securing Regime Stability?”, jointly extracted the relevant information on the Soviet Union and the German Democratic Republic into two separate Excel files and published them on the Discuss Data platform:

https://doi.org/10.48320/CF7655DF-8DB1-4865-B2A1-82EAF58F739D

https://doi.org/10.48320/B2B7938A-296E-4B9F-A2F5-B57369AA71A3

Following the initial manual extraction of indices by Heiner Fechner and colleagues from the CRC project A03, Jeusa Hamer and Alexander Polte developed a dedicated program to export the information from the PDF files into Excel documents. This extraction allowed for a country-specific overview and more user-friendly analysis of legislative regulations throughout time. The data digitalization process was finalized by data preparation and documentation, accomplished with the support of the CRC B06 and A04 projects. The selection of the Soviet Union and the German Democratic Republic is in accord with the regional focus of the Discuss Data platform.

Discuss Data (www.discuss-data.net) is an open repository for storing, sharing, and curating research data on Eastern Europe, South Caucasus, and Central Asia. It goes beyond other repositories by providing an interactive online platform for discussing and assessing research data quality. Launched in 2020, with financial support from the German Research Foundation (DFG), this platform is operated by the Research Centre for East European Studies at the University of Bremen (FSO) and the Göttingen State and University Library (SUB).


Kontakt:
Dr. Gulnaz Isabekova
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

Gemeinsam untersuchten Andreas Heinrich und vier weitere Autor*innen die Rolle von Empfängerländern im transnationalen gesundheitspolitischen Wissenstransfer. Ihr Ergebnis ist in der aktuellen Ausgabe von Communist and Post-Communist Studies erschienen.

Die Teilprojekte B05 (China) und B06 (post-sowjetische Region) untersuchen jeweils die Reform staatlicher Sozialpolitik und welche Rolle dabei internationale Einflüsse spielen. Da es bei ihrer Forschung viele Berührungspunkte gibt, kooperieren beide Teilprojekte häufig miteinander. Das jüngste Zeugnis der teilprojektübergreifenden Arbeit ist das Paper "The Agency of Recipient Countries in Transnational Policy-Related Knowledge Transfer: From Conditionality to Elaborated Autonomous Policy Learning", das Andreas Heinrich, Gulnaz Isabekova, Heiko Pleines (alle TP B06) sowie Armin Müller und Tobias ten Brink (beide TP B05) in Communist and Post-Communist Studies veröffentlicht haben.

Die Literatur zu transnationalem Wissenstransfer konzentriert sich meist auf Fälle, in denen die Quelle des Wissens und die Initiative für dessen Transfer in der OECD liegen. Heinrich, Isabekova, Müller, Pleines und ten Brink hingegen betrachten in ihrem Paper Fälle, in denen Nicht-OECD-Länder proaktiv im Ausland nach Politikberatung gesucht haben und die entsprechenden Ideen und Konzepte auf der Grundlage ihrer eigenen Anforderungen bewertet haben.

Ausgehend von der Rolle der Konditionalität und der Einstellung des Empfängerlandes zur Zusammenarbeit mit ausländischen Beratungsquellen unterschiedet das Autor*innenteam fünf nachfrageseitige Strategien im transnationalen politikbezogenen Wissenstransfer, die jeweils am Beispiel der Gesundheitsreform analysiert werden. Die Ergebnisse verdeutlichen systematische Unterschiede in der Einstellung zu und der Nutzung von ausländischer Beratung.

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die Fallbeispiele, die in dem Paper ausführlicher analysiert und diskutiert werden.

UKRAINE: Conditionality-Based International Knowledge Transfer

Die Ukraine ist ein Beispiel für den Standardfall kreditbasierter Konditionalität. Angesichts drohender Zahlungsunfähigkeit war die die Regierung den Ratschlägen internationaler Organisationen aufgeschlossen. Da auch ukrainische Politikberater*innen die vom IWF unterstützten Reformen weitgehend befürworteten, förderte diese Kombination von aus- und inländischem Druck die Fortführung der Reformen gegen den Widerstand von Interessengruppen.

KYRGYZSTAN: Coordinated International Knowledge Transfer

Das Beispiel Kirgisistan entspricht dem Idealtyp einer koordinationsbasierten Strategie. Das Empfängerland hat mehr Spielraum, weil durch die größere Zahl ausländischer Partner Runde Tische und Konsensfindung zum Standard werden, ebenso die Führung durch das Empfängerland und verwandte Stakeholder. Dadurch bietet sich der Regierung die Möglichkeit, aus verschiedenen Quellen zu lernen. Gleichzeitig schränkt eine hohe Fluktuation von Politikern und Verwaltungsmitarbeitern sowohl die Fähigkeit zur politischen Analyse als auch den Aufbau eines institutionellen Gedächtnisses ein.

RUSSIA: Sceptical Cooperation and Emphasis on Domestic Expertise

Seit Putin Präsident wurde, ist Russland bemüht, unabhängig von internationaler Hilfe und Einfluss zu werden. Dies gilt auch für die Sozialpolitik, bei deren Reform internationale Beratung zur Gunsten nationaler Expertise zurückgedrängt wurde. Die Arbeitsbeziehungen zu internationalen Organisationen werden jedoch fortgesetzt, und inländische Experten sind weiterhin offen für politische Beratung aus dem Ausland.

KAZAKHSTAN: Sovereign International Advice-Seeking

Das Hauptziel Kasachstans besteht darin, das Land als gleichberechtigten und geschätzten Akteur auf der internationalen Bühne zu etablieren. Dies führt zu einer offiziellen Offenheit gegenüber den internationalen Organisationen, und zu Versuchen, das inländische Fachwissen zu verbessern. Gleichzeitig begrenzt das autoritäre Regime die Vielfalt im nationalen Politikberatungssystem und schränkt die internationale Beratung entsprechend ein.

CHINA: Elaborated Autonomous International Policy Learning

China hat eine Lernstrategie verfolgt, bei der bürokratische Akteure ausländische Ideen testeten, die sie als vereinbar mit ihren eigenen Interessen ansahen. Bei der Suche nach geeignetem Fachwissen profitierten die Akteure von ihrer langfristigen Zusammenarbeit mit internationalen Experten. Chinas Strategie ist "elaboriert", da theoretische Beratung eingeholt wird, um sie in lokalen Experimenten zu testen, um so fundierte politische Entscheidungen zu treffen; die Strategie ist "autonom", da die Innenpolitik eindeutig Vorrang vor internationalen Verpflichtungen hat.


Kontakt:
Dr. Andreas Heinrich
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57071
E-Mail: heinrich@uni-bremen.de

Prof. Dr. Heiko Pleines
Prof. Dr. Heiko Pleines
SFB-Teilprojektleiter Heiko Pleines ist von der Universität Bremen für seine hervorragende Betreuung von Doktorand*innen ausgezeichnet worden. Von 59 Nominierten erhielt er den ersten Preis in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften.

Der mit insgesamt 4000 Euro dotierte Preis für herausragende Promotionsbetreuungen zeichnet Hochschullehrende für ihre professionelle und engagierte Betreuung ihrer Doktorandinnen und Doktoranden aus und wird in zwei Kategorien vergeben: den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie in den Natur- und Ingenieurswissenschaften (1. Preis: Rolf Drechsler).

Von SFB 1342 waren außerdem Klaus Schlichte und Andreas Breiter nominiert. Andreas Breiter wurde von der Jury (bestehend aus Vertreter*innen des Vereins "Alumni der Universität Bremen" und des Netzwerks "Bremen Early Career Researcher Development") mit einem zweiten Platz geehrt.

Nominiert wurden die Hochschullehrenden von Nachwuchswissenschaftler*innen, deren Promotion an der Universität Bremen maximal 4 Jahre zurückliegt. Das Preisgeld, das der Alumni-Verein stiftet, ist zweckgebunden und fließt in die Betreuung und Förderung zukünftiger Doktorand*innen.

Was Heiko Pleines unter guter Promotionsbetreuung versteht, erklärt er in einem kurzen Videointerview.


Kontakt:
Prof. Dr. Heiko Pleines
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-69602
E-Mail: pleines@uni-bremen.de

Das Team von B06 hat einen Großteil seiner erhobenen Daten auf der Online-Plattform „Discuss Data“ veröffentlicht. Dadurch sind sie für die Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich und nutzbar.

Das Teilprojekt B06 "Externe Reformmodelle und interne Debatten bei der Neukonzipierung von Sozialpolitik in der post-sowjetischen Regionuntersucht, wie in der post-sowjetischen Region westliche Reformmodelle durch politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit bewertet wurden und welchen Einfluss sie auf tatsächliche sozialpolitische Reformen hatten.

Die Datensätze, die bei "Discuss Data" eingestellt wurden, umfassen u.a. Informationen zum Einfluss internationaler Organisation auf den Reformprozess in der postsowjetischen Region, Meinungsumfragen in Russland, Transkripte von Parlamentsdebatten und Präsidentschaftsreden.

Discuss Data: Die Forschungsdaten des TP B06


Kontakt:
Dr. Andreas Heinrich
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57071
E-Mail: heinrich@uni-bremen.de

Als Doktorandin in Teilprojekt B06 untersuchte sie, wie die Interaktion zwischen internationalen Entwicklungsorganisationen, Regierungen und Zivilgesellschaft die Nachhaltigkeit von Hilfsprogrammen im Gesundheitsbereich beeinflusst.

Gulnaz Isabekova, Doktorandin und Mitglied des Projekts B06, hat ihre Doktorarbeit "The Impact of Donor-State-Civil Society Interaction on the Sustainability of Health Aid. Case Studies of Projects combating Tuberculosis and HIV/AIDS in Armenia and Kyrgyzstan" erfolgreich verteidigt. Nach einer etwa halbstündigen Online-Präsentation ihrer Arbeit ( vor einem Publikum von ca. 40 Gästen) diskutierte Isabekova ihr Forschungsdesign und die wichtigsten Ergebnisse mit der Prüfungskommission. Die Kommission* bewertete Isabekovas Arbeit und Präsentation sehr positiv und gratulierte ihr nach einer kurzen Beratung zum Bestehen der mündlichen Prüfung.

In ihrer Arbeit untersuchte Gulnaz Isabekova, wie sich verschiedene Arten der Interaktion zwischen den Stakeholdern (d. h. internationale Entwicklungsorganisationen, Regierungen und zivilgesellschaftliche Organisationen) auf die Nachhaltigkeit von Hilfsprogrammen im Bereich der Gesundheitsversorgung auswirken. Sie konzentrierte sich auf Länder, die den projektbasierten (Armenien) und sektorweiten Ansatz (Kirgisistan) in der Entwicklungshilfe verfolgen. In der empirischen Analyse untersuchte Isabekova drei große Gesundheitsprojekte, die vom „Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria“ und der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert wurden. Geplant und umgesetzt wurden die Projekte von Empfängern und nicht von Gebern von Entwicklungshilfe, sie repräsentierten also allesamt den "Bottom-up"-Ansatz der Gesundheitshilfe. Allerdings unterschieden sich die Projekte hinsichtlich ihrer Ziele und der an die Finanzierung geknüpften Bedingungen.

Für ihre Doktorarbeit sammelte Isabekova projektbezogene Dokumentationen zu ausgewählten Fällen und analysierte systematisch die Literatur zur Entwicklungshilfe, zur Interaktion zwischen den Beteiligten und zur Nachhaltigkeit der Gesundheitshilfe im Kontext der Entwicklungsländer. Im Feld hat sie rund 100 halbstrukturierte Interviews geführt und auf dieser Basis Kausalmechanismen und Hypothesen erarbeitet, die den Einfluss der Interaktion zwischen den Stakeholdern auf die Nachhaltigkeit von Hilfsprojekten erklären, d. h. ob die im Projekt begonnen Aktivitäten und ihr Nutzen für die Gemeinden in den Gemeinden vor Ort nach Ende der Projektfinanzierung fortbestehen. Laut Isabekova sind diese kausalen Mechanismen und Hypothesen, obwohl kontextspezifisch, auf Gesundheitsprogramme in anderen Entwicklungsländern übertragbar, die dem projektbasierten oder sektorweiten Ansatz der Entwicklungshilfe folgen.

Isabekova wird ihre Doktorarbeit in den kommenden Wochen bei der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen zur Veröffentlichung einreichen.

Gulnaz Isabekova ist nach Jean-Yves Gerlitz (Projekt A03) die zweite Doktorand*in im SFB 1342, die ihre Promotion abgeschlossen hat. Viele weitere werden in den nächsten Wochen folgen.

---

* bestehend aus Prof. Dr. Heiko Pleines (Erstbetreuer, Universität Bremen), Dr. Monika Ewa Kaminska (Zweitbetreuerin, Universität Bremen), Assoc. Prof. Kristina Jönsson (externe Prüferin, Universität Lund), Prof. Dr. Tobias ten Brink (Jacobs University), Prof. Dr. Michael Rochlitz (Universität Bremen), Dr. Amanda Shriwise (Universität Bremen) und Liva Stupele (Universität Bremen).

---

Veröffentlichungen zum Thema:

Isabekova, Gulnaz, 2020: Mutual learning on the local level: The Swiss Red Cross and the Village Health Committees in the Kyrgyz Republic, in: Global Social Policy, online first.

Isabekova, Gulnaz; Pleines, Heiko, 2020: Integrating development aid into social policy: Lessons on cooperation and its challenges learned from the example of health care in Kyrgyzstan, in: Social Policy & Administration, online first.

Isabekova, Gulnaz, 2019: The relationships between stakeholders engaged in development assistance: towards an analytical framework, SOCIUM SFB 1342 WorkingPapers/3/2019, Bremen: SOCIUM, SFB 1342.


Kontakt:
Dr. Gulnaz Isabekova
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

In "Social Policy & Administration" haben 7 Teilprojekte des SFB 1342 Fallstudien sozialpolitischer Dynamiken im Globalen Süden vorgelegt. Deren Synthese zeigt: Das Konzept der kausalen Mechanismen ist gut geeignet, solche Entwicklungen zu analysieren.

Sieben Teilprojekte aus dem Projektbereich B des SFB 1342 haben eine Sonderausgabe von "Social Policy & Administration" veröffentlicht: Causal mechanisms in the analysis of transnational social policy dynamics: Evidence from the global south. Die zentrale Forschungsfrage, der die Autor*innen nachgehen, lautet: Welche kausalen Mechanismen können die transnationalen Dynamiken der Sozialpolitik im Globalen Süden erfassen?

Um Antworten auf diese Frage zu finden, präsentieren die Autor*innen vertiefende Fallstudien zu sozialpolitischen Dynamiken in verschiedenen Ländern und Regionen des Globalen Südens sowie in unterschiedlichen sozialpolitischen Feldern. Alle Beiträge konzentrieren sich auf das Zusammenspiel von nationalen und transnationalen Akteuren bei der Gestaltung von Sozialpolitik. (Die Beiträge dieser Special Issue sind unten aufgeführt.)

Die zentralen Erkenntnisse der Autorinnen und Autoren sind:

  • Erklärungen der Sozialpolitik im Globalen Süden bleiben unvollständig, wenn nicht auch transnationale Faktoren berücksichtigt werden
  • Dies bedeutet jedoch nicht, dass nationale Faktoren nicht mehr wichtig sind. Bei sozialpolitischen Entscheidungen sind nationale institutionelle Rahmenbedingungen und Akteure von zentraler Bedeutung
  • Die mechanismusbasierte Forschung kann das Zusammenspiel zwischen transnationalen und nationalen Akteuren und deren Einfluss auf die Gestaltung sozialpolitischer Ergebnisse plausibel nachzeichnen. Die Artikel identifizieren eine Vielzahl von Kausalmechanismen, die dieses Zusammenspiel erfassen können
  • Das Ergebnis sozialpolitischer Entscheidungen ist komplex und kann oft nicht durch einen einzigen Mechanismus erklärt werden. Die Untersuchung der Kombination und des möglichen Zusammenspiels mehrerer kausaler Mechanismen kann tiefer gehende Erklärungen liefern 
  • Das Konzept der Kausalmechanismen kann auch in vergleichenden Analysen angewendet werden
  • Mechanismen können induktiv in einem Fall aufgespürt und dann auf einen anderen Fall übertragen werden.


---

Johanna Kuhlmann & Tobias ten Brink (2021). Causal mechanisms in the analysis of transnational social policy dynamics: Evidence from the global south. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12725

Armin Müller (2021). Bureaucratic conflict between transnational actor coalitions: The diffusion of British national vocational qualifications to China. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12689 

Johanna Kuhlmann & Frank Nullmeier (2021). A mechanism‐based approach to the comparison of national pension systems in Vietnam and Sri Lanka. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12691 

Kressen Thyen & Roy Karadag (2021). Between affordable welfare and affordable food: Internationalized food subsidy reforms in Egypt and Tunisia. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12710

Monika Ewa Kaminska, Ertila Druga, Liva Stupele & Ante Malinar (2021). Changing the healthcare financing paradigm: Domestic actors and international organizations in the agenda setting for diffusion of social health insurance in post‐communist Central and Eastern Europe. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12724

Gulnaz Isabekova & Heiko Pleines (2021). Integrating development aid into social policy: Lessons on cooperation and its challenges learned from the example of health care in Kyrgyzstan. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12669 

Anna Safuta (2021). When policy entrepreneurs fail: Explaining the failure of long‐term care reforms in Poland. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12714

Jakob Henninger & Friederike Römer (2021). Choose your battles: How civil society organisations choose context‐specific goals and activities to fight for immigrant welfare rights in Malaysia and Argentina. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12721


Kontakt:
Dr. Johanna Kuhlmann
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58574
E-Mail: johanna.kuhlmann@uni-bremen.de

Prof. Dr. Tobias ten Brink
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Research IV und China Global Center
Campus Ring 1
28759 Bremen
Tel.: +49 421 200-3382
E-Mail: ttenbrink@constructor.university

Teilprojekt B06 hat ein Special Issue bei „Global Social Policy“ veröffentlicht: In 7 Aufsätzen analysieren TP-Mitglieder und Gastautor*innen die Rolle internationaler Akteure bei der Einführung sozialpolitischer Konzepte in post-sowjetischen Staaten.

Die Autor*innen dieser Sonderausgabe untersuchen, wie der Transfer von sozialpolitischen Konzepten - und in der Folge das Lernen - auf nationaler und lokaler Ebene in der post-sowjetischen Region stattfindet. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Frage, welche internationalen und nationalen Akteure an diesem Prozess beteiligt sind. Sie analysieren die Interaktion zwischen Internationalen Organisationen (IO) und nationalen Regierungen, zwischen IO und nationalen Experten sowie zwischen IO und lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGO).

Zu dem Themenheft haben die vier Mitglieder des SFB-Teilprojektes B06, Andreas Heinrich, Heiko Pleines, Gulnaz Isabekova und Martin Brand, Beiträge geliefert.

Andreas Heinrich überprüft in seinem Artikel "The advice they give: Knowledge transfer of international organisations in countries of the former Soviet Union" die Annahmen der Literatur über die neoliberale Agenda ('Washington Consensus'), die von Internationalen Organisationen durch Wissenstransfer gefördert wird, und über die Macht, die sie demnach durch Kreditkonditionalität haben, um Ländern in finanzieller Not ihren Willen aufzuzwingen. Heinrich untersucht am Beispiel der Länder Kasachstan, Kirgisien und Russland, welche Ratschläge die IO zwischen 1991 und 2018 zur Reform der Gesundheitssysteme gegeben haben.

Heiko Pleines hat für seinen Beitrag "The framing of IMF and World Bank in political reform debates: The role of political orientation and policy fields in the cases of Russia and Ukraine" die Inhalte von Parlamentsdebatten in Russland und der Ukraine analysiert. In beiden Ländern lehnten sowohl linke als auch rechte Parteien eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfond (IWF) ab. Die Ukraine ist dennoch einer der größten Empfänger von IWF-Krediten. Aufgrund der fehlenden Unterstützung aus dem Parlament zog sich die ukrainische Regierung auf das Argument zurück, dass für die Reformen keine anderen Geldgeber verfügbar seien.

Gulnaz Isabekova betrachtet in ihrem Beitrag den Wissenstransfer auf lokaler Ebene. Ihr Artikel "Mutual learning on the local level: The Swiss Red Cross and the Village Health Committees in the Kyrgyz Republic" konzentriert sich auf die Interaktion zwischen IO und lokalen NGO, und dabei insbesondere auf das gegenseitige Lernen zwischen Gebern und Empfängern von Entwicklungshilfe. Dafür untersucht Isabekova das internationale Projekt "Community Action for Health", das darauf abzielt, ländliche Gemeinden in Kirgisistan zu stärken und ihre Beteiligung an der Gesundheitsversorgung zu fördern. Ihr Artikel analysiert die Faktoren, die gegenseitiges Lernen in der Praxis ermöglichen. Relevant sind demnach die Dezentralisierung der Organisation, die Projektleitung und deren Umgang mit Misserfolg, der kontinuierliche Kontakt zwischen Gebern und Empfängern von Entwicklungshilfe und die Betonung des Beitrags lokaler Expertise.

In seinem Beitrag "The OECD poverty rate: Lessons from the Russian case" betont Martin Brand die Notwendigkeit, die normative Annahmen über Armut bei der Verwendung von Armutsdaten explizit zu machen. Insbesondere für länderübergreifende Vergleiche von Armutsquoten plädiert Brand für einen mehrdimensionalen Armutsindikator, damit mehrere Facetten dieses Phänomens und die Besonderheiten des sozioökonomischen Gefüges der betrachteten Länder berücksichtigt werden.

----

Das Themenheft bei „Global Social Policy“ ist aus einem internationalen Workshop zum Thema "International knowledge transfer in social policy: The case of the post-Soviet region" entstanden, der von Teilprojekt B06 am 9. November 2019 an der Universität Bremen durchgeführt worden war.

Lesen Sie das gesamte Themenheft online (einzelne Aufsätze open access):
Global Social Policy, Volume 21 Issue 1, April 2021


Kontakt:
Martin Brand
Dr. Andreas Heinrich
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57071
E-Mail: heinrich@uni-bremen.de

Dr. Gulnaz Isabekova
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

Prof. Dr. Heiko Pleines
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-69602
E-Mail: pleines@uni-bremen.de

Tuberkulosebakterien (©Juan Gärtner - stock.adobe.com)
Tuberkulosebakterien (©Juan Gärtner - stock.adobe.com)
Die Ausbreitung der arzneimittelresistenten Tuberkulose in Armenien steht im Zusammenhang mit zurückkehrenden Arbeitsmigrantinnen und -migranten und deren prekären Lebensbedingungen in Russland.

Die Ausbreitung der arzneimittelresistenten Tuberkulose in Armenien steht im Zusammenhang mit den aus Russland zurückkehrenden Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu medizinischer Versorgung und der Angst vor Abschiebung in Russland haben die Migrantinnen und Migranten nur begrenzte Möglichkeiten, sich testen zu lassen und, wenn nötig, die entsprechende Behandlung zu erhalten. Diese Situation hat die Belastung durch die Krankheit in Armenien erhöht, wo die meisten Patienten mit arzneimittelresistenten Formen der Tuberkulose zurückgekehrte Arbeitsmigrantinnen und -migranten sind.

Für weitere Informationen lesen Sie die Veröffentlichung:
Isabekova, Gulnaz, 2019: The Contribution of Vulnerability of Labour Migrants to Drug Resistance in the Region: Overview and Suggestions, in: The European Journal of Development Research, 31 (3), pp. 620 - 642.

Mehr über die Forschungsarbeit des Teilprojektes B06: Externe Reformmodelle und interne Debatten bei der Neukonzipierung von Sozialpolitik in der post-sowjetischen Region


Kontakt:
Dr. Gulnaz Isabekova
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

Covid-19-Fälle in Zentralasien (Quelle: Zentralasien-Analysen Nr. 140)
Covid-19-Fälle in Zentralasien (Quelle: Zentralasien-Analysen Nr. 140)
Das SFB-Teilprojekt bietet regelmäßig aktualisierte Informationen zur Lage in Osteuropa und Zentralasien. Die Analysen zu Russland wurden in das Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung übernommen.

Das Team um Projektleiter Heiko Pleines stellt umfangreiche Daten zur Entwicklung der Covid-19-Pandemie in Osteuropa und Zentralasien zusammen und bereitet sie auf. Zudem bietet der Themenschwerpunkt Chroniken auf Länderebene zu den jeweiligen sozialpolitischen Reaktionen auf die Entwicklung der Pandemie. Diese Informationen werden regelmäßig aktualisiert und um Analysen von Länderexperten ergänzt.

Den Themenschwerpunkt zur Covid-19-Pandemie finden Sie auf den Seiten der Forschungsstelle Osteuropa.

Die Analysen zur Situation in Russland finden sich auch auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung.


Kontakt:
Prof. Dr. Heiko Pleines
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-69602
E-Mail: pleines@uni-bremen.de