Teilprojekt A06 (2018-2021)

Entwicklung und Diffusion von Familienpolitik in globaler Perspektive

Die Familie ist weltweit nach wie vor für die biologische und soziale "Nachwuchssicherung" zuständig und ein wichtiger Wohlfahrtsproduzent für die Menschen. Daher hat der Staat ein genuines Interesse an ihrer Funktionsfähigkeit. Dieses äußert sich in familienrechtlichen Regulierungen und familienpolitischen Maßnahmen zur Unterstützung von Familien und ihrer Mitglieder. Diese können allerdings in Abhängigkeit von den sozioökonomischen, politischen und kulturellen Rahmenbedingungen in einzelnen Ländern sehr unterschiedlich weit reichen und unterschiedlichen familienbezogenen Leitbildern folgen. Neben explizit familienpolitischen Maßnahmen sind oft auch allgemeiner angelegte sozialpolitische Maßnahmen für Familien relevant, wenn sie die Lebensbedingungen und Leistungsfähigkeit von Familien verbessern ("implizite Familienpolitik"). Familien- und Sozialpolitik stehen daher in engem Zusammenhang.

Ziel 1: In diesem Teilprojekt erheben wir zunächst im globalen Maßstab die Entwicklung nationaler, expliziter Familienpolitiken. Während wir dazu, mit gewissen Ausnahmen, für die OECD-Länder auf zahlreiche Dokumentationen zurückgreifen können, müssen wir die relevanten Informationen für die Länder der Nicht-OECD-Welt erst möglichst systematisch und vollständig erheben. Die entsprechenden Informationen bringen wir in die zentrale Datenbank des SFBs ein - das Global Welfare State Information System (WeSIS).

Ziel 2: Dann werden mit Bezug auf den historischen Wandel politischer, sozioökonomischer und demografischer Rahmenbedingungen sowie auf den Rollenwandel der Familie als Wohlfahrtsproduzent und den Wandel des vorherrschenden Genderregimes in den erhobenen Ländern typische Profile von Familienpolitikdynamiken identifiziert und dokumentiert. Dabei unterscheiden wir zwischen strukturellen und kulturellen Aspekten der Rahmenbedingungen von Familienpolitik.

Ziel 3: Schließlich untersuchen wir die Bedeutung internationaler Verbreitungsprozesse für die nationalen Familienpolitikdynamiken. In einem ersten Strang der Analyse gehen wir der Frage nach, ob und wie unter den gegebenen nationalen Rahmenbedingungen und ihrem Wandel eine zwischenstaatliche Verbreitung familienpolitischer Maßnahmen gefördert oder behindert wird und welche Rolle dabei horizontale Verflechtungen zwischen Ländern spielen (Ziel 3a). In einem zweiten Strang der Analyse untersuchen wir, welche Rolle Aktivitäten internationaler Organisationen und international agierender Nichtregierungsorganisationen sowie die durch sie eingeführten Standards und Programme bei der Verbreitung familienpolitischer Maßnahmen spielen (Ziel 3b).

In der zweiten Phase des SFBs untersuchen wir eingehender die Dimensionen der Generosität und des Inklusionsgrades familienpolitischer Leistungen. Zusätzlich wird für eine kleinere Zahl gezielt ausgewählter Länder aus verschiedenen Regionen der Nicht-OECD-Welt, in denen unterschiedliche kulturelle Traditionen vorzufinden sind, die Entwicklungsdynamik von Familienpolitik unter dem besonderen Gesichtspunkt der internationalen Transmission erklärt.