Ein besonderer Aspekt des A07-Projekts ist die Anwendung von Fallstudien im Sinne exemplarischer Schablonen, um die Inklusivität verschiedener Leistungssysteme in einer ausgewählten Stichprobe von Ländern zu untersuchen. Ziel ist es, die Stärke der Gesetzgebung und die Relevanz verschiedener Faktoren, die die Anspruchsberechtigung beeinflussen, mit besonderem Augenmerk auf Pflegebedarf, kognitive Einschränkungen und sozioökonomische Bedingungen zu identifizieren und zu bewerten. Um die Umsetzung zu diskutieren und die Variablen und Anspruchsvoraussetzungen auszuwählen, die in die Fallstudien aufgenommen werden sollen, organisiert das A07-Team zwei Workshops mit einer Gruppe renommierter internationaler Experten mit umfassenden Kenntnissen zum Thema Langzeitpflege, die sich bereit erklärt haben, das Team während des gesamten Prozesses zu unterstützen und zu beraten.
Die Verwendung von Fallstudien ermöglicht es, die Details und die Komplexität von realen Szenarien mit den variablen Modifikationen von Modellen zu kombinieren, was wiederum die Möglichkeit bietet, die Relevanz einer einzelnen Variable zu bewerten. Während diese Methode hauptsächlich zur Interpretation von individuellen Urteilen, Überzeugungen und beabsichtigtem Verhalten eingesetzt wird, verfolgt das Team A07 einen anderen Ansatz, indem es die Methode für den Einsatz im Bereich der Sozialpolitik profiliert, wo Fallstudien noch zu wenig genutzt werden. In dieser Anwendung stellen die Fallstudien verschiedene sorgfältig konstruierte Profile von Pflegebedürftigen durch konstruierte Beschreibungen dar, die verschiedene Aspekte der Pflegebedürftigkeit, der wirtschaftlichen Situation, der familiären Verfassung und der Lebensumstände umfassen. Die Fallstudien, die durch die symmetrische und orthogonale Kombination der ausgewählten Variablen aus diesen Bereichen entstanden sind, werden dann mittels eines Fragebogens einer Gruppe von Befragten mit fundierten Kenntnissen der einzelnen Pflegesysteme zur Beurteilung der Anspruchsberechtigung vorgelegt, um zu bewerten, welche Leistungen den verschiedenen Profilen in jedem Land gewährt werden könnten. Vor dem Hintergrund des Ziels des A07-Projekts, das dem Demenzrisiko in der Langzeitpflege besondere Aufmerksamkeit schenkt, wird auch die Rolle des Syndroms bei der Gewährung des potenziellen Zugangs zu den Leistungssystemen einer genauen Prüfung unterzogen werden.
Die Ergebnisse werden anschließend quantitativ analysiert, um Zusammenhänge zwischen spezifischen Bedingungen und der Aufnahme in die Zielpopulation für bestimmte Arten von Leistungen zu ermitteln.
Das erste und eher informelle Treffen fand am Donnerstag, dem 23. März 2023, statt. Es führte zu einer spannenden Diskussion über die Methodik und die Aspekte und Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um die Anwendung der Methode praktikabel zu gestalten und gleichzeitig den inhärenten Kompromiss zwischen Tiefe und Fallkomplexität, den die Verwendung von Fallstudien erfordert, auszugleichen. Aufbauend auf den Rückmeldungen des ersten Treffens plant das A07-Team, einen Entwurf für die verschiedenen Fallstudien und den Fragebogen zur Datenerhebung zu erstellen. Das zweite Treffen mit den beratenden Experten findet am 24. Mai 2023 statt und wird sich auf die Überprüfung und Verfeinerung der entworfenen Fallstudien konzentrieren, bevor der Fragebogen fertiggestellt wird.
Kontakt:
Prof. Dr. Simone Leiber
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Fakultät für Bildungswissenschaften
Universitätsstraße 2
45141 Essen
Tel.: +49 201 183-2319
E-Mail: simone.leiber@uni-due.de
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgang@uni-bremen.de