Fabienne Müller
Fabienne Müller
Nach einigen Jahren in der Diplomatie ist Fabienne an die Uni zurückgekehrt. Sie promoviert im Fach Geschichte und untersucht für den SFB die Handels- und Sozialpolitik der USA seit 1970.

Liebe Fabienne, du bist seit zwei Monaten Mitglied des SFB 1342 - was hast du davor gemacht?

Die letzten Jahre war ich in Warschau, wo ich in der Deutschen Botschaft gearbeitet habe, und zwar im Bereich Kultur und Presse. Ich habe Konzepte für Kulturveranstaltungen ausgearbeitet, Briefentwürfe erstellt und Delegationen betreut. Es war also von der Uni ein Sprung in die Praxis.

Was hattest du davor studiert?

Ich hatte Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaften und Spanische Philologie an der Uni Potsdam studiert, Bachelor und Master. Ich habe dann ein Stipendium für einen weiteren Masterstudiengang bekommen.

Wo und was hast du dann studiert?

Interdisziplinäre Europastudien am College of Europe in Warschau. Der Hauptcampus der Uni ist in Brügge, aber es gibt seit den 1990er-Jahren einen Campus in Natolin, einem Stadtteil Warschaus.

Auf welchen Sprachen waren die Kurse?

Englisch und Französisch. Aber ich wollte auch Polnisch lernen, da ich schon in Potsdam einen Sprachkurs angefangen hatte – das war ein weiterer Grund, nach Warschau zu gehen.

Wie lange hast du dort insgesamt gelebt?

Der Master dauerte ein Jahr, und danach war ich fünf Jahre lang an der Botschaft. Bis zum Juni dieses Jahres.

Wann hattest du den Entschluss gefasst, zurück an die Uni zu gehen und zu promovieren?

Das war immer schon mein Wunsch, weil mir mein Studium und das theoretische Arbeiten so gut gefallen haben. Direkt nach dem Studium ergab sich keine passende Gelegenheit dazu, weshalb ich mich um andere Stellen bewarb, auch um einen Einblick in die Diplomatie und die Arbeit und Strukturen des Auswärtigen Amtes zu bekommen. Mittelfristig wollte ich aber immer zurück in die Wissenschaft und inhaltlich eher in die Tiefe gehen. Die Arbeit in der Botschaft erfordert das zügige Einarbeiten in wechselnde Themen. Das war eine wichtige Erfahrung, aber ich wollte wieder tiefgründig an einem Thema arbeiten.

Du hast Politikwissenschaft studiert, aber nun promovierst du im Fach Geschichte. Wie kam es dazu?

Ich war schon immer an Nachbarfächern der Politikwissenschaft interessiert. Während meines Bachelor-Studiums habe ich u.a. Kurse im Fach Geschichte und politische Ideengeschichte als Spezialisierung belegt, genauso im Masterstudium in Potsdam. Und am College of Europe war europäische Geschichte meine Spezialisierung.

Wie bist du auf die Stelle im SFB aufmerksam geworden?

Ich habe eine Freundin, die selbst an der Uni Bremen promoviert und mich auf den SFB aufmerksam gemacht hat: Schau dir das mal an, der SFB bringt die Politikwissenschaft und Geschichte zusammen, das würde gut für dich passen. Ich habe mich dann durch die Website geklickt und über die erste Phase gelesen, um zu schauen, wo ich anknüpfen könnte und bin dann auf die Stellenausschreibung für das Teilprojekt zu Sozialpolitik und Protektionismus gestoßen und habe mich beworben.

Du bist erst seit Juli in Bremen - habt ihr deinen Aufgabenbereich im Projekt schon genau definiert?

Wir haben uns im Team schon einige Male getroffen und festgelegt, wer von uns welches Land und welche Zeitabschnitte untersuchen wird. Ich werde die USA übernehmen, und zwar den Zeitabschnitt von 1970 bis heute. Aus der Perspektive von Historiker:innen ist das schon eine recht lange Periode. Daher bin ich derzeit damit beschäftigt, mich intensiv einzulesen. Ich lese auch noch über den Zeitabschnitt davor, den mein Kollege Fritz betreut, da die Ereignisse und Entscheidungen in den Jahrzehnten davor natürlich die Grundlage bilden für die Sozialpolitik in der Zeit ab 1970.

Du teilst dir dein Büro mit Fritz Kusch und Fernando Vinueza, die ebenfalls Doktoranden im SFB sind und an verwandten Themen arbeiten: Habt ihr so etwas wie einen Lesezirkel oder Buchclub eingerichtet?

Gemeinsam lesen tun wir nicht, aber wir haben uns eine stetig wachsende Bibliothek in unserem Büro aufgebaut, die wir derzeit durcharbeiten. Wenn uns etwas auffällt, das zu den Themen der jeweils anderen passt, machen wir uns darauf aufmerksam.

Hast du schon Pläne für deine Dissertation?

Ja, ich würde gern zur Ideengeschichte arbeiten, da das zu meinem Studium passt. Ich versuche gerade die großen Mechanismen in der der US-amerikanischen Sozialpolitik seit den 1970er-Jahren herauszuarbeiten. Wenn es die Literatur- und Quellenlage hergibt, würde ich gern genau untersuchen, wodurch die US-amerikanische Rentenpolitik seit den 1990er-Jahren – angesichts der ideengeschichtlichen Umbrüche - maßgeblich beeinflusst wurde.

Möchtest du kumulativ oder mit einer Monographie promovieren?

Ich denke, ich werde die Form der Monographie wählen. Im Team arbeiten wir alle so, und es ist in der Geschichtswissenschaft nach wie vor die die gängigste Form.

Wie sind deine Pläne für die weitere Zukunft: Möchtest du in der Wissenschaft bleiben oder zurück in die Praxis?

Die kommenden dreieinhalb Jahre sind ein sehr langer Zeitabschnitt, weshalb ich noch gar nicht überblicken kann, was dann kommen wird. Vom heutigen Zeitpunkt aus betrachtet, würde ich mich sehr freuen, wenn ich die Gelegenheit bekäme, weiterhin wissenschaftlich zu arbeiten.


Kontakt:
Fabienne Müller
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Geschichtswissenschaft / FB 08
Universitäts-Boulevard 13
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58628
E-Mail: famuelle@uni-bremen.de