B09-Workshop vom 27. bis 29.09.2024 am Sonderforschungsbereich 1342

Vom 27. bis 29. September 2024 fand der Workshop "Representing the Countryside in Africa and Europe" an der Universität Bremen statt, den das SFB-Teilprojekt B09 "Sozialpolitik in ländlichen Räumen Afrikas" veranstaltete. Der Workshop ging der Frage nach, wie ländliche Bevölkerungen und Regionen politisch repräsentiert sind und ob es einen Wandel oder gar eine Krise in der ländlichen Interessenspolitik gibt, wie in vielen Zeit- und Gesellschaftsdiagnosen oft beschrieben und moniert wird.

Für das Teilprojekt B09 sind diese Repräsentationsfragen entscheidend, da sie den institutionellen Kontext darstellen, vor dem überhaupt über Phänomene wie ländliche Armut und ländlicher sozialer Wandel verhandelt wird und ob sich daraus neue Ressourcenströme oder gar Sozialpolitiken für ländliche Bevölkerungen ergeben könnten. So stellt sich heraus, dass sehr vielfältige Akteur*innen und Organisationen den ländlichen Raum, seine Bevölkerung und seine Ökonomien repräsentieren können. Das wird umso deutlicher, je mehr man sich von den üblichen Vergleichen verabschiedet und die Frage von ländlichem sozialem Wandel und ländlicher Entwicklungs- und Sozialpolitik im interregionalen Vergleich beobachtet - wie in dem SFB-Workshop.

So konnte das B09-Team eine sehr vielfältige Gruppe an Workshop-Teilnehmer*innen gewinnen und nach Bremen holen, um die Zusammenhänge zwischen ländlicher Identität und Anfechtung, zwischen Protesten und Politiken und zwischen den verschiedenen Landzielen in der internationalen Politik kritisch zu beleuchten und festzuhalten, wie es angesichts von zunehmender Kommerzialisierung von Agrarsektoren, von Klimawandel und ökologischer Zerstörung um die Lebenschancen ländlicher Bevölkerungen in Afrika und Europa bestellt ist.

Zu europäischen Kontexten stellten die Teilnehmer*innen ihre laufenden Forschungen zu rechtem Populismus und Bauernprotesten im europäischen Vergleich (Natalia Mamonova, Ruralis, Oslo), der Herausbildung einer EU-Landpolitik (Christin Stühlen, Universität Marburg), zu den Bauernprotesten in Deutschland gegen die Abschaffung von Energiesubventionen (Judith Müller & Birgit Peuker, Universität Heidelberg) und zur Rezeption der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU durch polnische Agrarverbände (Michal Dudak, Polish Academic of Sciences, Warschau) vor. Die Beiträge zu den afrikanischen Ländern umfassten Themen wie Land- und Agrarkonflikte im südlichen Afrika (Boaventura Monjane, University of the Western Cape, Kapstadt), neue Versuche der Kooptierung ländlicher armer Schichten in Tunesien (Kressen Thyen, B09), neue Landeigentumskonflikte in Marokko (Yasmine Berriane, CNRS-CMH, Paris), die Ausbeutungsstrukturen und die Überlebensstrategien von ländlichen Arbeiterinnen in Tunesien (Dhouha Djerbi, Geneva Graduate Institute), die neue Landkonservierungsagenda der botswanischen Regierung und internationale Konflikte um die Elefantenjagd (Bontle Masilo, University of Botswana, Gaborone) und schließlich die Bemühungen, nachhaltige Agrarpolitiken im ländlichen Sambia zu implementieren (Cleopas Sambo, Oslomet, Oslo).


Kontakt:
Dr. Roy Karadag
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-67468
E-Mail: karadag@uni-bremen.de