Teilprojekt B09 (2022-25)
Sozialpolitik in ländlichen Räumen Afrikas
In der ersten Phase des Teilprojekts untersuchten wir die historische Entwicklung der Sozialpolitik in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung in sechs afrikanischen Ländern (Ägypten, Senegal, Südafrika, Tansania, Tunesien und Uganda). Ein zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass der Wohlfahrtsstaat in Afrika vor allem ein städtisches Phänomen ist und dass die moderne Sozialpolitik stark segmentiert ist und die Wohlfahrtsinteressen der formal beschäftigten männlichen Arbeitnehmer im öffentlichen und privaten Sektor begünstigt. Während diese Segmentierung des Wohlfahrtsstaates und ihre politischen und sozioökonomischen Hinterlassenschaften in den vergangenen Jahren gut erforscht wurden, ist über sozialpolitische Maßnahmen in ländlichen Gebieten Afrikas viel weniger bekannt.
Daher wollen wir in der zweiten Phase diese Wissenslücke schließen und untersuchen, welche Rolle die Sozialpolitik im ländlichen Raum des Globalen Südens im Allgemeinen und in afrikanischen Ländern im Besonderen spielt. Die Hauptfrage, die unsere Forschung antreibt, lautet: Welche sozialpolitischen Maßnahmen wurden entwickelt, um die soziale Frage im ländlichen Raum in afrikanischen Ländern zu lösen? Durch die Untersuchung dieser Frage wollen wir die relevante kausale Dynamik und die Determinanten Inklusivität und Leistungsumfang in der ländlichen Sozialpolitik ermitteln.
Auf der Grundlage des Konzepts der "gekoppelten Arenen" in der internationalisierten Politik untersuchen wir systematisch das Zusammenspiel zwischen internationalen Diskursen, der Innenpolitik und den lokalen Umsetzungen von Ideen zur ländlichen Entwicklung. Zunächst beleuchten wir die sozioökonomischen Veränderungen auf dem Land und die transformative Dynamik der Agrarpolitik in Botswana, Mosambik, Marokko, Tunesien, Uganda und Sambia, um den Bedarf an sozialpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung im ländlichen Raum zu verdeutlichen. Zweitens analysieren wir vergleichend die politischen Lösungen, die in diesen Ländern seit 2000 im Rahmen der ländlichen Entwicklungspolitik entwickelt wurden.
Was das Forschungsdesign und die methodologische Ausrichtung betrifft, so umfasst das Projekt Fallstudien, Process Tracing und Fallvergleiche. Das untersuchte empirische Material umfasst öffentliche Dokumente und Archivquellen, deskriptive Statistiken und Primärdaten aus Feldforschung, Experteninterviews und Ethnographie.