News aus dem Teilprojekt B08

In "Social Policy & Administration" haben 7 Teilprojekte des SFB 1342 Fallstudien sozialpolitischer Dynamiken im Globalen Süden vorgelegt. Deren Synthese zeigt: Das Konzept der kausalen Mechanismen ist gut geeignet, solche Entwicklungen zu analysieren.

Sieben Teilprojekte aus dem Projektbereich B des SFB 1342 haben eine Sonderausgabe von "Social Policy & Administration" veröffentlicht: Causal mechanisms in the analysis of transnational social policy dynamics: Evidence from the global south. Die zentrale Forschungsfrage, der die Autor*innen nachgehen, lautet: Welche kausalen Mechanismen können die transnationalen Dynamiken der Sozialpolitik im Globalen Süden erfassen?

Um Antworten auf diese Frage zu finden, präsentieren die Autor*innen vertiefende Fallstudien zu sozialpolitischen Dynamiken in verschiedenen Ländern und Regionen des Globalen Südens sowie in unterschiedlichen sozialpolitischen Feldern. Alle Beiträge konzentrieren sich auf das Zusammenspiel von nationalen und transnationalen Akteuren bei der Gestaltung von Sozialpolitik. (Die Beiträge dieser Special Issue sind unten aufgeführt.)

Die zentralen Erkenntnisse der Autorinnen und Autoren sind:

  • Erklärungen der Sozialpolitik im Globalen Süden bleiben unvollständig, wenn nicht auch transnationale Faktoren berücksichtigt werden
  • Dies bedeutet jedoch nicht, dass nationale Faktoren nicht mehr wichtig sind. Bei sozialpolitischen Entscheidungen sind nationale institutionelle Rahmenbedingungen und Akteure von zentraler Bedeutung
  • Die mechanismusbasierte Forschung kann das Zusammenspiel zwischen transnationalen und nationalen Akteuren und deren Einfluss auf die Gestaltung sozialpolitischer Ergebnisse plausibel nachzeichnen. Die Artikel identifizieren eine Vielzahl von Kausalmechanismen, die dieses Zusammenspiel erfassen können
  • Das Ergebnis sozialpolitischer Entscheidungen ist komplex und kann oft nicht durch einen einzigen Mechanismus erklärt werden. Die Untersuchung der Kombination und des möglichen Zusammenspiels mehrerer kausaler Mechanismen kann tiefer gehende Erklärungen liefern 
  • Das Konzept der Kausalmechanismen kann auch in vergleichenden Analysen angewendet werden
  • Mechanismen können induktiv in einem Fall aufgespürt und dann auf einen anderen Fall übertragen werden.


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Johanna Kuhlmann & Tobias ten Brink (2021). Causal mechanisms in the analysis of transnational social policy dynamics: Evidence from the global south. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12725

Armin Müller (2021). Bureaucratic conflict between transnational actor coalitions: The diffusion of British national vocational qualifications to China. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12689 

Johanna Kuhlmann & Frank Nullmeier (2021). A mechanism‐based approach to the comparison of national pension systems in Vietnam and Sri Lanka. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12691 

Kressen Thyen & Roy Karadag (2021). Between affordable welfare and affordable food: Internationalized food subsidy reforms in Egypt and Tunisia. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12710

Monika Ewa Kaminska, Ertila Druga, Liva Stupele & Ante Malinar (2021). Changing the healthcare financing paradigm: Domestic actors and international organizations in the agenda setting for diffusion of social health insurance in post‐communist Central and Eastern Europe. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12724

Gulnaz Isabekova & Heiko Pleines (2021). Integrating development aid into social policy: Lessons on cooperation and its challenges learned from the example of health care in Kyrgyzstan. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12669 

Anna Safuta (2021). When policy entrepreneurs fail: Explaining the failure of long‐term care reforms in Poland. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12714

Jakob Henninger & Friederike Römer (2021). Choose your battles: How civil society organisations choose context‐specific goals and activities to fight for immigrant welfare rights in Malaysia and Argentina. Social Policy & Administration. https://doi.org/10.1111/spol.12721


Kontakt:
Dr. Johanna Kuhlmann
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58574
E-Mail: johanna.kuhlmann@uni-bremen.de

Prof. Dr. Tobias ten Brink
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Research IV und China Global Center
Campus Ring 1
28759 Bremen
Tel.: +49 421 200-3382
E-Mail: ttenbrink@constructor.university

Intensivstation (Foto: Vadim/Adobe Stock)
Intensivstation (Foto: Vadim/Adobe Stock)
SFB-Mitglied Mirella Cacace hat in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus ihrem Netzwerk die Länder Deutschland, Dänemark, Schweden, Spanien und Israel vergleichend untersucht.

Große Unterschiede bei Anzahl der Krankenhaus- und Intensivbetten vor der Pandemie

Vor Ausbruch der Pandemie wiesen die vier Länder demnach deutliche Unterschiede auf: Bei den Krankenhausbetten pro 1000 Einwohner wies Deutschland mit 8,0 den höchsten Wert auf, Spanien und Israel folgten mit je 3,0, während die Ausstattung in Dänemark (2,4) und Schweden (2,1) deutlich am geringsten war (Werte jeweils von 2018). Der vermeintliche Vorteil für Patienten in Deutschland wird aber durch die hohe Auslastung der Betten und das ungünstige Verhältnis von Patient*innen zu Pflegekräften und ärztlichem Personal stark beeinträchtigt.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Versorgung mit Intensivbetten: Deutschland verfügte mit Abstand über die meisten Intensivbetten pro 100.000 Einwohner*innen (33,9). Israel und Spanien verfügten nur über rund ein Drittel dessen (10,3 bzw. 9,7), gefolgt von Dänemark (7,8) und Schweden (5,2).

Ausbau der Intensiv-Kapazitäten

Cacace schreibt in ihrer Studie, dass es allen Ländern gelungen ist, die Kapazitäten an Intensivbetten schnell zu erhöhen (unabhängig davon, ob die Kapazitätsplanung zentral, wie z.B. in Israel, oder dezentral, wie z.B. in Spanien, erfolgte). Schweden gelang es zudem, bei Abflauen des Pandemiegeschehens die Kapazität an Intensivbetten auch schnell wieder zu verringern und so Kosten einzusparen. "Unabdingbar für diese Flexibilität ist die aktuelle Verfügbarkeit von Daten über vorhandene und aufgebaute Kapazitäten, insbesondere in der Intensivpflege. Schweden hatte als einziges Land in unserer Stichprobe bereits zu Beginn der Pandemie Informationen über die Anzahl und den Standort der Intensivbetten", schreibt Cacace im Ergebnis-Kapitel der Studie. Schweden hatte dadurch klare Vorteile für den bedarfsgemäßen Aus- und Abbau von Intensivkapazitäten.

Keine Daten über Pflegepersonal auf Intensivstationen verfügbar

Neben der Zahl der Betten ist aber auch die Zahl des Intensivpflegepersonals entscheidend für die Qualität der (Intensiv-)Versorgung. Die Verfügbarkeit von (hoch)qualifiziertem Pflegepersonal ist in allen untersuchten Ländern ein entscheidender Engpass bei der angemessenen Versorgung von Patient*innen während der Pandemie, schreibt Cacace. Umso erstaunlicher ist: "Zum Personal in der Intensivpflege sind bis heute in keinem der Länder Daten verfügbar."

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Die Studie ist im Februar erschienen und ist auf der Website der Bertelsmann Stiftung kostenlos verfügbar: Krankenhausstrukturen und Steuerung der Kapazitäten in der Corona-Pandemie. Ein Ländervergleich


Kontakt:
Prof. Dr. Mirella Cacace