Prof. Dr. Heinz Rothgang
Prof. Dr. Heinz Rothgang
Ein Forschungsteam der Universität Bremen will herausfinden, vor welchen Herausforderungen Pflegeeinrichtungen angesichts der Corona-Pandemie stehen und wie sie damit umgehen. Ziel sind Handlungsvorschläge für die Politik.

Ein neunköpfiges Team aus dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) und dem SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik führen unter Leitung von Karin Wolf-Ostermann und SFB-Mitglied Heinz Rothgang eine bundesweite Online-Befragung in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen durch. Mehr als die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland, insgesamt 18.000, werden jetzt per E-Mail kontaktiert.

Pflegebedürftige gehören zu den gefährdeten Gruppen im Land. Wenn sie an COVID-19 erkranken, ist die Todesrate sehr hoch. Sie sollten geschützt werden. Die einzige derzeit bekannte und genutzte Strategie zur Eindämmung der Pandemie ist soziale Distanzierung. Diese Strategie ist bei Pflegebedürftigen aber nicht im selben Maß anwendbar wie bei der restlichen Bevölkerung, da die Betroffenen auf persönliche Unterstützung angewiesen sind und damit auch auf körperliche Nähe nicht verzichten können. Dennoch können Maßnahmen der sozialen Distanzierung ergriffen werden, etwa durch Einschränkungen der Besuchsmöglichkeiten. "Dies führt aber zu Isolation und Einsamkeit, die für Pflegebedürftige ebenfalls gefährlich ist. Wir befinden uns also in einem Dilemma", sagt Pflegeprofessorin Karin Wolf-Ostermann.

Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung ist es nun festzustellen, welche Herausforderungen für die Pflegedienstleitungen während der Corona-Pandemie bestehen. Es soll ermittelt werden, an welchen personellen und materiellen Ressourcen es mangelt und welche Änderungen der Rahmenbedingungen sich entlastend auf die Pflegeeinrichtungen auswirken könnten. Aus den Ergebnissen wollen die beteiligten Bremer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Handlungsempfehlungen formulieren, die über das Bundesministerium für Gesundheit in den politischen Prozess eingespeist werden können. "Die Corona-Krise macht deutlich, wie belastet Pflegeeinrichtungen sind. Es ist zu hoffen, dass Bemühungen, die Personalsituation in Einrichtungen zu verbessern, durch die Krise nicht behindert, sondern sogar befördert werden", sagt Gesundheitsökonom Professor Heinz Rothgang. Seine Kollegin Karin Wolf-Ostermann ergänzt: "Die Krise ist eine Chance für einen technologischen Innovationsschub. Einrichtungen sollten zum Beispiel die digitale Kommunikation der Bewohner mit Angehörigen ermöglichen."

Weitere Details zur aktuellen Situation in Pflegeheimen hat Heinz Rothgang in zwei Interviews bei buten und binnen erläutert:


Kontakt:
Prof. Dr. Heinz Rothgang
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58557
E-Mail: rothgang@uni-bremen.de