News aus dem Teilprojekt A01


(c) SFB 1342/Universität Bremen
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"Global Welfare State Information System"

Mit WeSIS hat der SFB "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" der Universität Bremen ein interaktives webbasiertes Informationssystem veröffentlicht. Es bietet umfassende Daten zur Beschreibung und Erklärung von Sozialpolitik weltweit.

Aufbauend auf über sieben Jahren intensiver Forschungsarbeiten unter Beteiligung von rund 25 Wissenschaftler:innen schließt WeSIS, das "Global Welfare State Information System", drei zentrale Lücken. Erstens in geographischer Perspektive, denn WeSIS enthält für alle Staaten der Erde mit über 500.000 Einwohner:innen Daten und Informationen zur Einführung und Ausgestaltung sozialstaatlicher Programme. Zweitens in historischer Hinsicht, da wohlfahrtsstaatliche Entwicklungen seit 1880 datengestützt abgebildet werden. Drittens ist WeSIS als interaktives Informationssystem konzipiert und damit mehr als eine Datenbank: WeSIS bietet die Möglichkeit, staatliche Sozialpolitiken weltweit zu beschreiben, abzubilden, zu analysieren und zu erklären. Aktuell liegen rund 1.300 Indikatoren pro Land und bis zu 1.200 Indikatoren pro Jahr zugrunde – Tendenz weiter steigend.

"Unser einzigartiges Forschungsprofil in Hinblick auf die historische und gleichzeitig global vergleichende Perspektive erfordert konsistente Forschungsdaten, welche die Einführung staatlicher Sozialpolitiken und ihre Ausgestaltung hinsichtlich Leistungsumfang und Inklusivität der Sozialleistungen umfassen und deren Entwicklung im Laufe der Zeit abbilden", erklärt Politikwissenschaftler Professor Herbert Obinger, Sprecher des SFB.

Auf Bedürfnisse der Forschenden abgestimmt

Entsprechend gliedern sich die Daten in WeSIS in drei Bereiche: Erstens in Daten zur Beschreibung sozialpolitischer Programme in den verschiedenen Feldern der Sozialpolitik – vom Arbeitsschutz und der Alterssicherung über Gesundheitssysteme bis hin zu familienpolitischen Programmen und der Bildungspolitik. Zweitens Indikatoren zur Beschreibung nationaler Bedingungen, auf die Sozialpolitik reagiert bzw. die durch Sozialpolitiken beeinflusst werden. Sowie drittens Daten zu globalen Verflechtungen, welche die Ausbreitung und Gestaltung von Sozialpolitik ebenfalls bestimmen.

"Von Anfang an bestand unser Ziel darin, zusammen mit den Forscher:innen in co-kreativen Prozessen ein Informationssystem zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse der Forschenden abgestimmt ist. Als One-Stop-Data-Shop können benötigte Daten aus einer Hand abgerufen werden, so dass ein aufwändiges Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Quellen entfällt. Im Early Access stehen bereits erste Visualisierungen, Analyse-Tools oder Länderprofile mit relevanten Hintergrundinformationen zur Verfügung und erleichtern die Arbeit der Forschenden sowie der interessierten Öffentlichkeit", sagt Dr. Nils Düpont, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Forschungsdatenmanager im SFB 1342.

Seit 2018 von DFG gefördert

Der Sonderforschungsbereich 1342 "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" ist ein Verbund von acht Forschungseinrichtungen der Universität Bremen in Kooperation mit der Constructor University Bremen, der Universität Bielefeld und der Universität Duisburg-Essen. Der SFB 1342 wird seit 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die aktuelle zweite Förderperiode läuft bis Ende 2025.

Weitere Informationen:

https://wesis.org/

https://www.socialpolicydynamics.de/

https://www.uni-bremen.de/


Kontakt:
Prof. Dr. Ivo Mossig
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49-421-218 67410
E-Mail: mossig@uni-bremen.de

(c) American Journal of Political Science
(c) American Journal of Political Science
American Journal of Political Science

Dr. Nils Düpont aus dem INF-Projekt hat zusammen mit Nina Wiesehomeier und Saskia Ruth-Lovell einen neuen Artikel über die Diffusion von Populismus im American Journal of Political Science veröffentlicht.

Bei der Analyse von Diffusionseffekten zwischen 923 Parteien in 67 Ländern zwischen 1970 und 2018 stellen sie fest, dass Ähnlichkeiten von Ländern in Bezug auf politische und wirtschaftliche Ausgrenzung das Lernen von den dortigen Parteien und deren Nachahmung erleichtert. Darüber hinaus zeigen sie, dass das Lernen von anderen Parteien, die mit ähnlichen Niveaus von Einkommensungleichheit oder Korruption im öffentlichen Sektor konfrontiert sind, durch ein kulturelles "pre-screening" verstärkt wird. Für letzteres adaptieren sie das Konzept der "kulturellen Sphären", das im Rahmen des SFB-Projekts A05 eingeführt und bereits erfolgreich bei der Analyse von Einführungszeitpunkten von Sozialpolitiken angewendet wurde (z.B. Windzio et al. 2022). Mit ihrem Fokus auf Diffusion zwischen politischen Parteien ergänzen sie die Analysen des SFB zu möglichen Wegen, wie sich Ideen und öffentliche Politiken über Grenzen hinweg verbreiten.


Kontakt:
Dr. Nils Düpont
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57060
E-Mail: duepont@uni-bremen.de

Wednesday, April 24, 2024, University of Bremen

The Doctoral Researcher in the team of the Information Management Project (INF) wrote a cumulative dissertation titled "Multimodal and Collaborative Interaction for Visual Data Exploration". Gabriela obtained her PhD ("Dr.-Ing.") from the Faculty of Mathematics/Computer Science (FB 03) with a "summa cum laude".

Gabriela Molina León is a computer scientist and visualization researcher. Her thesis contributed to the CS fields of data visualization, human-computer interaction, and computer-supported cooperative work. In her dissertation, she investigated how different interaction modalities and devices can support data experts to visually explore and make sense of data, individually and collaboratively. Through a series of empirical studies applying mixed methods, Gabriela studied how experts interact and wish to interact with spatio-temporal data on tablets and large vertical displays at the workplace. Furthermore, she worked closely with social science researchers to support them in their work. They served as an example of real-world experts who interact with data in their everyday jobs.

The dissertation research was conducted partly during the first and second phases of the CRC 1342. Gabriela is one of the researchers who led the design and development of WeSIS. Accordingly, the first paper of her dissertation presented the lessons learned from the co-creation workshops conducted as part of the A01 project. Three of the four papers involved experiments that included social science researchers of the CRC as participants.

Gabriela Molina León was co-supervised by Prof. Dr. Andreas Breiter and Dr. Petra Isenberg (INRIA, France). As part of her research, she had a research stay in Paris, France, last year, which was co-financed by the CRC 1342 and the DAAD.


Kontakt:
Gabriela Molina León
"Bausteine Forschungsdatenmanagement"
"Bausteine Forschungsdatenmanagement"
Informationsinfrastrukturprojekt (INF)

Das Informationsinfrastrukturprojekt (INF) hat einen Erfahrungsbericht über das Forschungsdatenmanagement (FDM) im SFB 1342 verfasst, der in "Bausteine Forschungsdatenmanagement" erschienen ist. Zum Ausbau des systematischen FDMs, setzt sich der Beitrag unter anderem mit der Frage auseinander, wie in großen Verbundprojekten die individuellen Interessen der Forscher*innen mit den kollektiven Zielsetzungen eines SFBs zu vereinen sind.

"Governance bei der Co-Creation eines webbasierten Forschungsdatenmanagementsystems in den Sozialwissenschaften"

In dem Beitrag wird die Entstehung von WeSIS anhand der praktizierten Netzwerkgovernance reflektiert. Das besondere an der Entstehung von WeSIS besteht darin, dass es durch die beteiligten Forscher*innen in Co-Creation aufgebauten wurde. Codierregeln, Metadaten oder Tools zur Analyse und zur ersten Visualisierung der Daten wurden gemeinsam entwickelt, um Bedürfnisse der nutzenden Forscher*innen zu adressieren. Außerdem wird die Frage erörtert, ob durch die Co-Creation ein Mehrwert für das gemeinsame FDM des SFB 1342 erreicht wurde. Aufbauend auf den über fünfjährigen Erfahrungen und den durchgeführten Evaluierungen lässt sich festhalten, dass beim gemeinsamen Aufbau des Informationssystems ein hohes Maß an Kommunikation erforderlich war. Der Beitrag zeigt zudem, dass das Konzept der Netzwerkgovernance eine geeignete Perspektive bietet, um die erforderlichen Kommunikations- und Entscheidungsprozesse zielführend zu koordinieren.

Bausteine Forschungsdatenmanagement ist eine Publikation der gemeinsamen Arbeitsgruppe "Forschungsdaten" der Deutschen Initiative für Netzwerkinformationen e.V. (DINI) und von nestor - Deutsches Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung.


Kontakt:
Dr. Nils Düpont
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57060
E-Mail: duepont@uni-bremen.de

Prof. Dr. Ivo Mossig
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49-421-218 67410
E-Mail: mossig@uni-bremen.de

On Wednesday, December 13, Gabriella Skitalinska successfully defended her PhD thesis titled "Learning to Improve Arguments: Automated Claim Quality Assessment and Optimization".

Being a member of both the former A01, now INF project and working in the field of Natural Language Processing (NLP), Gabriella obtained her PhD from the Faculty of Mathematics/Computer Science (FB 03) with a "summa cum laude". In her research, Gabriella looked at the possibilities to automatically assess argument quality and recommend improvements which may inform downstream applications like writing assistants.

On Wednesday, December 13, Gabriella Skitalinska successfully defended her PhD thesis titled "Learning to Improve Arguments: Automated Claim Quality Assessment and Optimization". In her thesis, she explores the following research question: What makes a good argument and how can we computationally model this knowledge to develop tools supporting individuals in improving their arguments? To do so, she suggests using human revisions of argumentative texts as a basis to understand and model quality characteristics of arguments. In her first paper (Skitalinskaya and Wachmsuth (2023)), she summarized the main challenges of performing argument quality assessments using revision-based corpora covering issues related to the representativeness and reliability of data, topical bias in revision behaviors, appropriate model complexities and architectures, and the need for context when judging argumentative text. As part of her second paper (Skitalinskaya et al. (2021)), she describes how revision histories of argumentative texts can be used to analyze and compare the quality of argumentative texts. Finally, as part of the third paper (Skitalinskaya et al. (2023)), she works towards not only being able to automatically assess but also to optimize argumentative text. Here, she presents an approach that generates multiple candidate optimizations of an argumentative text and then identifies the best one using quality-based reranking.

Beyond her research, Gabriella was actively involved in co-creating WeSIS right from the beginning of the CRC, and took responsibility for implementing many of the systems nowadays features. Together with further A01 members she organized the co-creation process which led to the first prototype successfully reviewed for the second funding phase. Later, she continued both her research and her work on WeSIS in the INF project before joining the working group on NLP of Henning Wachsmuth at the Institute of Artificial Intelligence, Leibniz University Hannover.

For more results of Gabriella’s research, access her publications here.

Contact: Gabriella Skitalinska (g.skitalinska@ai.uni-hannover.de)


Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Breiter
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 5
28359 Bremen
E-Mail: abreiter@ifib.de

EPSA XIII 2023, Glasgow

Auf der 13. Jahreskonferenz der European Political Science Association (EPSA) Ende Juni 2023 in Glasgow stellten Dr. Nils Düpont und Hannes Salzmann ihr aktuelles Paper „The Unforced Force of the Better Argument? Computationally Assessing Arguments in Parliamentary Debates” vor. Gemeinsam mit Gabriella Skitalinska und Prof. Dr. Henning Wachsmuth vom Institut für Künstliche Intelligenz der Leibniz Universität Hannover arbeiten die beiden SFB-Kollegen aus dem INF-Projekt aktuell an der Fertigstellung der Arbeit.

Ihr Artikel befasst sich mit der Analyse von Parlamentsreden hinsichtlich der Menge und der Qualität von Argumenten. Durch die Verwendung einer Kombination von manuellen Annotationen, maschinellem Lernen und vortrainierten Modellen erhoffen sie sich Aufschluss über die Entwicklung von Argumentsqualität über Zeit und die Verbindung zu weiteren Parteifaktoren wie Regierungs- oder Oppositionszugehörigkeit, inhaltliche Positionen oder Status des/der Sprechenden.

Die EPSA zählt mit etwa 1.900 Teilnehmenden im Jahr 2023 zu den größten politikwissenschaftlichen Konferenzen in Europa. Im Panel „Qualities of Parliamentary Speech“ diskutierten die Anwesenden das Paper, das von Prof. Dr. Kenneth Benoit von der London School of Economics kommentiert wurde. Darüber hinaus übernahm Dr. Nils Düpont den Vorsitz und die Diskussionsleitung des Panels „Intra-Party Politics and Position-taking“.

Zuvor hatte Hannes Salzmann die Möglichkeit, ihre Arbeit auf der diesjährigen COMPTEXT-Konferenz im Mai 2023 – ebenfalls in Glasow – vorzustellen und dort Feedback aus dem fachspezifischen 80-köpfigen Kolleg:innen-Kreis zu erhalten.

Die Beschäftigung und der Austausch mit Kolleg:innen über die neuesten Methoden und Ansätze der quantitativen Textanalyse kommt nicht nur den Forschenden, sondern auch dem INF-Projekt zugute. Nach der Fertigstellung und Veröffentlichung des Papers könnten Daten zur durchschnittlichen Argumentsqualität von Regierung und Opposition beispielsweise auch in WeSIS eingefügt werden, um weiteren Aufschluss über die Entstehung von Sozialpolitik zu ermöglichen.


Kontakt:
Dr. Nils Düpont
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57060
E-Mail: duepont@uni-bremen.de

Hannes Salzmann
Fälle aus Indien, Nepal und Sierra Leone

Frau Dr. Elena Samonova vom Institut für Geographie der Universität Bremen präsentierte am 28.06.2023 ihre Forschungen zu menschenrechtsbasierten Ansätzen in der Bildungs- und Sozialpolitik.

Anhand ihrer empirischen Feldarbeiten in Indien, Nepal und Sierra Leone zeigte Elena Samonova die Möglichkeiten und Grenzen des Menschenrechtsdiskurses in den Bereich der Sozialpolitik auf. Durch die Festlegung international vereinbarter Normen bieten menschenrechtsbezogene Ansätze eine tragfähigere Grundlage für die Bürgerinnen und Bürger, Ansprüche an ihre Staaten zu stellen und die Staaten in die Pflicht zu nehmen, den Zugang zur Wahrnehmung ihrer sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rechte zur Verantwortung zu verbessern.

In ihrem Vortrag argumentierte Elena Samonova, dass die Menschenrechte ein vielstimmiger Diskurs sind, der als polyphones Gebilde verstanden werden sollte, das aus verschiedenen Bedeutungen und Interpretationen besteht. Anhand einer Fallstudie über landwirtschaftliche Zwangsarbeit in Indien und Nepal zeigte sie das Potenzial des Menschenrechtsdiskurses auf, das den Zwangsarbeitern hilft, ihre Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen und den Glauben an ihre eigene Menschenwürde wiederherzustellen. Im Kontext struktureller Unterdrückung und systematischer Benachteiligung können sich solche Prozesse positiv auf das Selbstbild auswirken, die Angst, sich der Unterdrückung zu widersetzen, verringern und die in Schuldknechtschaft stehenden Zwangsarbeiter motivieren, ihre Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben und nach geeigneten Methoden des Widerstands zu suchen. Es bleibt zwar unklar, ob diese Veränderungen in der Wahrnehmung zur vollständigen Abschaffung der Praxis führen werden, aber dieser Fall hat deutlich gezeigt, dass der Menschenrechtsdiskurs als Instrument zur Stärkung des Widerstands gegen Ungerechtigkeiten an der Basis beitragen kann.

Andererseits zeigte die zweite Fallstudie aus Sierra Leone, dass lokale Interpretationen der Menschenrechte nicht immer ein befreiendes Potenzial haben. Am Beispiel des Rechts auf Bildung argumentierte Elena Samonova, dass der Menschenrechtsdiskurs in Sierra Leone dazu benutzt wird, neoliberale Ansätze in den Bereichen Bildung und Sozialschutz zu rechtfertigen. Darüber hinaus hat ihre Studie die kulturellen und sozialen Spannungen aufgezeigt, die mit einer Berufung auf die Menschenrechte an der Basis verbunden sind. Diese Spannungen hängen mit traditionellen sozialen Hierarchien und einer individualistischen Auslegung der Rechte zusammen, die unter den Menschen in ländlichen Gebieten Sierra Leones weit verbreitet ist und häufig von der Rhetorik der Regierung und großer Geberorganisationen wie der Weltbank unterstützt wird.

Somit wurden das bedeutende Potenzial der Menschenrechte als wirksame Instrumente gegen Armut und Diskriminierung aufgezeigt, aber auch die Herausforderungen herausgearbeitet, die mit der Einführung des Menschenrechtsdiskurses innerhalb der Sozialpolitik verbunden sind.

 

Publikationen

Samonova, Elena. (2022). Human Rights Through the Eyes of Bonded Labourers in India. Journal of Modern Slavery: A Multidisciplinary Exploration of Human Trafficking Solutions, 7(2): 82-96.

Samonova, Elena et al. (2021). “An Empty Bag Cannot Stay Upright: The costs of “free” primary education in Sierra Leone”. International Journal of Educational Development 87: 102500.

Samonova, Elena et al. (2022). Picturing Dangers: Children’s Concepts of Safety and Risks in Rural Sierra Leone. Children and Society 37: 906–924.


Kontakt:
Prof. Dr. Ivo Mossig
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49-421-218 67410
E-Mail: mossig@uni-bremen.de

Welche Sozialpolitiken verfolgten Ost- und Westeuropa im Kalten Krieg? Welchen Einfluss hatte die Systemkonkurrenz? Wie verlief die Transformationsphase ab 1989? Diesen Fragen widmete sich die 4. Hermann-Weber-Konferenz in Berlin.

Für den Westen stellte der kommunistische Sozialstaat eine zentrale Herausforderung im Wettbewerb der Systeme dar. Im Wettbewerb der Systeme sollte auch die sozialpolitische Überlegenheit demonstriert werden. Das Ende des Kalten Krieges und der Wegfall des Legitimationsdrucks gegenüber dem jeweils anderen System wiederum waren Gründe für die Sozialstaatsreformen in den 1990er- und 2000er-Jahren in Ost und West, die auf der Konferenz ebenfalls diskutiert wurden.

Vom SFB 1342 nahmen sechs Wissenschaftler:innen teil:

  • Herbert Obinger erläuterte die Grundlagen des Verhältnisses von Kaltem Krieg, Kommunismus und Sozialpolitik
  • Carina Schmitt und Maria Ignatova-Pfarr hielten einen Vortrag über die Rentenpolitik Bulgariens während des Kalten Krieges
  • Delia González des Reufels hielt einen Vortrag zu der Sozialpolitik der letzten chilenischen Militärdiktatur im Kalten Krieg
  • Cornalius Torp hielt einen  Vortrag zur Rentenpolitik in Ost- und Westdeutschland im Kalten Krieg
  • Lukas Grawe hielt einen Vortrag zur Legitimation pronatalistischer Familienpolitik in der DDR.


Die 4. Hermann-Weber-Konferenz fand vom 8. Bis 10. Juni 2022 in Berlin statt. Veranstalter waren die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Nachwuchsgruppe „Der ‚aktivierende Sozialstaat‘ – eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte deutscher Sozialpolitik, 1979–2017“ am SOCIUM der Universität Bremen und das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. Gefördert wurde die Konferenz durch die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung.


Kontakt:
Prof. Dr. Delia González de Reufels
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Geschichtswissenschaft / FB 08
Universitäts-Boulevard 13
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-67200
E-Mail: dgr@uni-bremen.de

Dr. Lukas Grawe
Maria Ignatova-Pfarr
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57057
E-Mail: ignatova@uni-bremen.de

Prof. Dr. Herbert Obinger
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 5
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58567
E-Mail: herbert.obinger@uni-bremen.de

Prof. Dr. Carina Schmitt
Feldkirchenstraße 21
96045 Bamberg
Tel.: 0951-863 2734
E-Mail: carina.schmitt@uni-bamberg.de

Prof. Dr. Cornelius Torp
Michael Lischka
Michael Lischka
In seiner Monographie analysiert der Geograph die Dynamiken zwischenstaatlicher Exportbeziehungen zwischen 1995 und 2018. Lischka weist dabei neben einem Hauptkern der größten Volkswirtschaften Subzentren im Globalen Süden nach.

Michael Lischkas Arbeit trägt den Titel "Dynamiken Transnationaler Interdependenzen – Veränderungen der Integration von Nationalstaaten im globalen Exportnetzwerk zwischen 1995 und 2018 und deren Bedeutung als politisches Machtpotenzial". Lischka hat darin die Veränderungen relevanter zwischenstaatlicher Exportverflechtungen untersucht.

In seiner makroquantitativen Arbeit vereint Lischka wirtschaftsgeographische und politikwissenschaftliche Ansätze. Dadurch werden zwischenstaatliche Interdependenzen als grenzüberschreitende Flüsse von besonderer gegenseitiger Bedeutung operationalisiert. Das ermöglicht eine relationale Perspektive auf zwischenstaatliche Verflechtungen, wodurch diese mit Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse erfasst und analysiert werden.

Zentrale Ergebnisse der Arbeit sind:

  • Das globale Interdependenzniveau ist seit 1995 bis 2018 stetig angewachsen.
  • Das heutige Exportnetzwerk zeigt einen importstarken Kern und eine importschwache Peripherie, wenn der Ähnlichkeitsaspekt ‚Bedeutung als Absatzmarkt‘ allein betrachtet wird. Der Kern besteht vorwiegend aus den etablierten Industriestaaten und aufstrebenden Schwellenländern. Der Peripherie gehören vermehrt Staaten mit geringer ausfallenden volkswirtschaftlichen Kenngrößen an.
  • Die Kern-Peripherie-Dichotomie basiert auf hochgradig unterschiedlichen Entwicklungsverläufen der Nationalstaaten untereinander.
  • Fokussiert man anstelle volkswirtschaftlicher Ähnlichkeitsmaße die Verflechtungsstrukturen der Staaten untereinander, zeigt sich eine räumlich differenzierte Mehr-Kern-Struktur, bestehend aus einem Hauptkern der größten Volkswirtschaften und einer heterogenen Peripherie mit unterschiedlichen Ländergruppen, die jeweils Zentren mit besonderer lokaler Dichte bilden, also stärker untereinander verbunden sind als mit dem Kern.
  • Die Mehrkern-Struktur spricht einerseits für ein bestehendes ökonomisches Nord-Süd-Gefälle in der Weltwirtschaft. Andererseits hebt sie die Bedeutung von Süd-Süd-Verflechtungen hervor und ermöglicht somit eine Perspektive jenseits der populären Kern-Peripherie-Dichotomie.
  • Mainstream-Außenhandelstheorien können das Zustandekommen von ökonomischen Interdependenzen nicht hinreichend erklären, da sie nur den monetären Output der komplexen Verflechtungsstrukturen fokussieren, und nicht die Verflechtungen an sich. Diese zeigen sich eindrücklich in der vorliegenden Netzwerkanalyse.

Lischka_Abbildung.jpg (226 KB)

Abbildung: Netzwerk aus überdurchschnittlichen reziproken Exportverbindungen, die über 24 Jahre (1995-2018) hinweg konstant sind.


Der Prüfungskommission gehörten an: Ivo Mossig, Michael Flitner, Herbert Obinger, Julia Lossau, Gabriela Carolina Molina León, Daniel Schuster.


Kontakt:
Michael Lischka
In einem gemeinsamen, bei Palgrave Macmillan erschienenen Sammelband untersuchen die quantitativen Projekte des SFB 1342, ob und wie die globale Verbreitung einer Vielzahl von sozialpolitischen Programmen über verschiedene Netzwerkdimensionen erfolgt.

"Networks and Geographies of Global Social Policy Diffusion. Culture, Economy and Colonial Legacies", herausgegeben von Michael Windzio, Ivo Mossig, Fabian Besche-Truthe und Helen Seitzer, ist der sechste Band des SFB 1342 in der Reihe Global Dynamics of Social Policy, die bei Palgrave Macmillan erscheint. Auf 272 Seiten analysieren die Autor*innen die Einführung eines breiten Spektrums sozialpolitischer Programme - Arbeitsunfallversicherung, Schulpflicht, Erwachsenengrundbildung, öffentliche Gesundheitsversorgung, öffentliche Langzeitpflege, Familienpolitik und Antidiskriminierungsgesetzgebung. Sie verwenden Daten, die bis ins Jahr 1880 zurückreichen, und suchen nach dem Einfluss globaler Netzwerke auf die Verbreitung dieser Politiken. In dieser Perspektive werden Netzwerke des globalen Handels, der Kolonialgeschichte, der kulturellen Ähnlichkeit und der räumlichen Nähe als "Kanal-Strukturen" oder strukturelles Rückgrat des Diffusionsprozesses betrachtet.

Die Gesamtergebnisse zeigen, dass die Bedeutung internationaler Verflechtungen, die durch verschiedene Netzwerktypen erfasst werden, in den untersuchten Sozialpolitiken nicht homogen ist. "Die Ergebnisse legen nahe, dass räumliche Nähe in dieser Hinsicht der wichtigste Netzwerk-Faktor ist", schreiben Carina Schmitt und Herbert Obinger in ihrer Zusammenfassung des Buches. "Räumliche Nähe impliziert starke internationale Verflechtungen in vielerlei Hinsicht, wie grenzüberschreitende Migration, kulturelle Bindungen und Handelsbeziehungen. Darüber hinaus sind alle diese Verflechtungen ein Indiz für eine intensive grenzüberschreitende Kommunikation, die weithin als Hauptvoraussetzung für die Verbreitung politischer Maßnahmen angesehen wird." Interessanterweise wurden weder koloniale Bindungen noch Handelsbeziehungen als wichtige Erklärungsfaktoren identifiziert.

In allen Kapiteln dieses Buches wurden auch die wichtigsten innerstaatlichen Faktoren untersucht, die zur Einführung der jeweiligen sozialpolitischen Programme beigetragen haben, denn nur das Zusammenspiel von internationalen Verflechtungen und nationalen Faktoren erklärt die Einführung und Verbreitung von sozialpolitischen Maßnahmen.

Nachfolgend finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse für die einzelnen sozialpolitischen Programme

Arbeitsunfall-Programme

Nate Breznau und Felix Lanver haben Staatsbildungs- und Demokratisierungsprozesse als zentrale Antriebsfaktoren für die Einführung von Arbeitsunfallprogrammen identifiziert. Räumliche Nähe und Handelsbeziehungen haben ebenfalls einen positiven, aber geringeren Effekt.

Schulpflichtige Bildung

Helen Seitzer, Fabian Besche-Truthe und Michael Windzio fanden heraus, dass das Netzwerk kultureller Ähnlichkeit bei der Verbreitung der Schulpflicht durchweg von Bedeutung war. Koloniale Einflüsse und Handelsnetzwerke hingegen zeigten keine signifikanten Ergebnisse. "Die Forschung zur Verbreitung von Bildungspolitik sollte wirtschaftliche Faktoren nicht ignorieren", schreiben die Autoren, "sondern neben den 'üblichen Verdächtigen' auch kulturelle Faktoren einbeziehen."

Grundbildung für Erwachsene

Kulturelle Ähnlichkeit hat im Fall von Grundbildung keinen robusten Einfluss, schreibt Fabian Besche-Truthe. "Alle Ergebnisse lassen mich an einen Diffusionsprozess glauben, der zwar nicht völlig erratisch ist, aber auch nicht durch Interdependenzen zwischen den Ländern strukturiert ist", interpretiert er seine Daten.

Gesundheitssysteme

Handelsnetzwerke können die Politikdiffusion in diesem Fall nicht erklären, stellen Alexander Polte, Sebastian Haunss, Achim Schmid, Gabriela de Carvalho und Heinz Rothgang fest. Auch die Verbindungen, die durch kulturelle Ähnlichkeit und koloniale Bindungen entstehen, bieten keine universelle Erklärung für die Einführung von Gesundheitssystemen. "Basierend auf unserem Wissen über Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt gehen wir vielmehr davon aus, dass eher die Art als der Zeitpunkt der Systemeinführung durch transnationale Politikdiffusionsnetzwerke beeinflusst wird", schreibt das Autorenteam. Die Einführung von Gesundheitssystemen fand vor allem in wirtschaftlich wohlhabenden Ländern vor dem Zweiten Weltkrieg statt, der Effekt des BIP nimmt in den nachfolgenden Perioden ab. Darüber hinaus sinkt der Effekt der räumlichen Nähe im Laufe der Zeit, während der Effekt von Handelsnetzwerken zuzunehmen scheint.

Langzeitpflegesysteme

Johanna Fischer, Alexander Polte und Meika Sternkopf haben mehrere Faktoren identifiziert, die die Einführung von Langzeitpflegesystemen begünstigen, wobei sie feststellten, dass wir uns in diesem Bereich der Sozialpolitik noch in der frühen Phase der Verbreitung befinden. Abgesehen von der geografischen Nähe scheint es keine horizontale Diffusion über Netzwerke zu geben. Vielmehr hängt die Einführung von Langzeitpflegesystemen vom Problemdruck (Bevölkerung 75+), der politischen Stellung der Frau, dem Pro-Kopf-BIP und dem Grad der Demokratisierung ab.

Familienpolitik

Der bezahlte Mutterschaftsurlaub ist ein Paradebeispiel für die Agenda-Setting-Macht der ILO. Tobias Böger, Keonhi Son und Simone Tonelli haben herausgefunden, dass koloniale und andere imperiale Beziehungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung anderer familienpolitischer Maßnahmen außerhalb Westeuropas spielen, z. B. bei der Einführung von Kinderbetreuungseinrichtungen am Arbeitsplatz. Die Einführung von Familienbeihilfen wie z.B. das Kindergeld wird durch niedrige Fruchtbarkeitsraten gefördert. 

Antidiskriminierungsgesetze in Beschäftigung und Beruf

Mit Ausnahme des Netzwerks der geografischen Nähe spielen die von Jenny Hahs untersuchten Netzwerke keine bedeutende Rolle als Verbreitungsweg. "Der Einfluss der ILO-Mitgliedschaft verlangsamt die Wirkung der Ratifizierung eher, als dass er sie unterstützt", folgert Hahs. "Überraschenderweise ist der Einfluss des nationalen De-jure-Status von Antidiskriminierungsrechten völlig irrelevant. Dies spricht für eine Entkopplung von transnationaler und nationaler Regulierung im Bereich der Antidiskriminierungsrechte."

Antidiskriminierungsvorschriften am Arbeitsplatz für die LGBTQ+-Gemeinschaft

Innerstaatliche Faktoren, vor allem der Demokratisierungsindex und der Gleichstellungsindex, haben einen sehr starken positiven Einfluss auf die Einführung von Antidiskriminierungsvorschriften, schreibt Helen Seitzer in ihrem Beitrag. "Das interessanteste Ergebnis der Analyse ist der negative Effekt des Netzwerks der kulturellen Sphären. Länder mit gemeinsamen kulturellen Merkmalen rufen keine Übertragungen hervor, im Gegenteil, sie verlangsamen die Verbreitung. Allerdings könnte dies nur für einige Länder der Fall sein."

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Windzio, Michael; Mossig, Ivo; Besche-Truthe, Fabian; Seitzer, Helen (Hg.), 2022: Networks and Geographies of Global Social Policy Diffusion. Culture, Economy and Colonial Legacies, Global Dynamics of Social Policy, Cham: Palgrave Macmillan, doi:10.1007%2F978-3-030-83403-6


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Dr. Fabian Besche-Truthe
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Prof. Dr. Ivo Mossig
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
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Tel.: +49-421-218 67410
E-Mail: mossig@uni-bremen.de

Dr. Helen Seitzer
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
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Prof. Dr. Michael Windzio
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
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