Aktuelles

Hier finden Sie Neuigkeiten aus dem Sonderforschungsbereich "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik": Zusammenfassungen aktueller Forschungsergebnisse, Hinweise auf Veröffentlichungen, Ergebnisse von Veranstaltungen und weiteres aus den Teilprojekten.


(c) Maximilian Hohmann
(c) Maximilian Hohmann
Neuigkeiten über Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik

Der Sonderforschungsbereich "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" ist sowohl auf X als auch auf Mastodon vertreten. Auf diesen Kanälen sind stets die aktuellsten Neuigkeiten rund um den SFB 1342 zu finden.

Darüber hinaus empfehlen wir den Blog Social Policy Worldwide des SOCIUM Forschungszentrums für soziale Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen.


Kontakt:
Dr. Maximilian Hohmann
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57058
E-Mail: hohmann@uni-bremen.de

(C) SFB 1342/Universität Bremen
(C) SFB 1342/Universität Bremen
"Global Welfare State Information System"

Mit WeSIS hat der SFB "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" der Universität Bremen ein interaktives webbasiertes Informationssystem veröffentlicht. Es bietet umfassende Daten zur Beschreibung und Erklärung von Sozialpolitik weltweit.

Aufbauend auf über sieben Jahren intensiver Forschungsarbeiten unter Beteiligung von rund 25 Wissenschaftler:innen schließt WeSIS, das "Global Welfare State Information System", drei zentrale Lücken. Erstens in geographischer Perspektive, denn WeSIS enthält für alle Staaten der Erde mit über 500.000 Einwohner:innen Daten und Informationen zur Einführung und Ausgestaltung sozialstaatlicher Programme. Zweitens in historischer Hinsicht, da wohlfahrtsstaatliche Entwicklungen seit 1880 datengestützt abgebildet werden. Drittens ist WeSIS als interaktives Informationssystem konzipiert und damit mehr als eine Datenbank: WeSIS bietet die Möglichkeit, staatliche Sozialpolitiken weltweit zu beschreiben, abzubilden, zu analysieren und zu erklären. Aktuell liegen rund 1.300 Indikatoren pro Land und bis zu 1.200 Indikatoren pro Jahr zugrunde – Tendenz weiter steigend.

"Unser einzigartiges Forschungsprofil in Hinblick auf die historische und gleichzeitig global vergleichende Perspektive erfordert konsistente Forschungsdaten, welche die Einführung staatlicher Sozialpolitiken und ihre Ausgestaltung hinsichtlich Leistungsumfang und Inklusivität der Sozialleistungen umfassen und deren Entwicklung im Laufe der Zeit abbilden", erklärt Politikwissenschaftler Professor Herbert Obinger, Sprecher des SFB.

Auf Bedürfnisse der Forschenden abgestimmt

Entsprechend gliedern sich die Daten in WeSIS in drei Bereiche: Erstens in Daten zur Beschreibung sozialpolitischer Programme in den verschiedenen Feldern der Sozialpolitik – vom Arbeitsschutz und der Alterssicherung über Gesundheitssysteme bis hin zu familienpolitischen Programmen und der Bildungspolitik. Zweitens Indikatoren zur Beschreibung nationaler Bedingungen, auf die Sozialpolitik reagiert bzw. die durch Sozialpolitiken beeinflusst werden. Sowie drittens Daten zu globalen Verflechtungen, welche die Ausbreitung und Gestaltung von Sozialpolitik ebenfalls bestimmen.

"Von Anfang an bestand unser Ziel darin, zusammen mit den Forscher:innen in co-kreativen Prozessen ein Informationssystem zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse der Forschenden abgestimmt ist. Als One-Stop-Data-Shop können benötigte Daten aus einer Hand abgerufen werden, so dass ein aufwändiges Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Quellen entfällt. Im Early Access stehen bereits erste Visualisierungen, Analyse-Tools oder Länderprofile mit relevanten Hintergrundinformationen zur Verfügung und erleichtern die Arbeit der Forschenden sowie der interessierten Öffentlichkeit", sagt Dr. Nils Düpont, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Forschungsdatenmanager im SFB 1342.

Seit 2018 von DFG gefördert

Der Sonderforschungsbereich 1342 "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" ist ein Verbund von acht Forschungseinrichtungen der Universität Bremen in Kooperation mit der Constructor University Bremen, der Universität Bielefeld und der Universität Duisburg-Essen. Der SFB 1342 wird seit 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die aktuelle zweite Förderperiode läuft bis Ende 2025.

Weitere Informationen:

https://wesis.org/

https://www.socialpolicydynamics.de/

https://www.uni-bremen.de/


Kontakt:
Prof. Dr. Ivo Mossig
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49-421-218 67410
E-Mail: mossig@uni-bremen.de

(c) University of Southern Denmark
(c) University of Southern Denmark
"State, Society & Citizen - Cross-Disciplinary and Global Perspectives on Welfare State Development"

Die 14. NordWel Summer School "State, Society & Citizen - Cross-Disciplinary and Global Perspectives on Welfare State Development" findet vom 18. bis 22. August 2025 an der University of Southern Denmark in Odense statt. [Hier] sind der Call for Papers sowie weiterführende Informationen zur Summer School zu finden.


Kontakt:
Prof. Dr. Herbert Obinger
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 5
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-58567
E-Mail: herbert.obinger@uni-bremen.de

(c) Maximilian Hohmann
(c) Maximilian Hohmann
Jour Fixe mit Prof. Dr. Krisztina Kis-Katos am 29.01.2025

Zum Abschluss der Jour Fixe-Vortragsreihe im Wintersemester 2024/25 war Prof. Dr. Krisztina Kis-Katos von der Universität Göttingen am 29.01.2025 zu Gast am SFB 1342. In ihrer Präsentation zum Thema "Cash Transfers and Violent Crime in Indonesia" stellte sie die Auswirkungen des "Conditional Cash Transfer (CCT)"-Programms vor und diskutierte mit den Teilnehmenden die Interpretationen der umfangreichen Daten nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus sozialwissenschaftlicher Sicht.

Abstract:

This study investigates the impact of Indonesia’s flagship conditional cash transfer (CCT) program—PKH—on violent crime. Exploiting data from a randomized controlled trial and administrative data from the staggered nationwide program roll-out in combination with different causal identification strategies, we show that communities receiving access to the CCT experienced an increase in violent crime. Examining possible mechanisms, our analysis reveals that the program resulted in an increase in idleness among non-targeted male youth within beneficiary households, which we believe contributed to the rise in violent crime. In contrast, we show that the surge in violent crime is neither related to PKH increasing the (monetary and non-monetary) rewards for committing crime nor to alternative reductions in the (material, psychic, punishment-related) costs of engaging in crimes.

Krisztina Kis-Katos is Professor for International Economic Policy at the University of Göttingen. She studied Economics in Szeged and Konstanz, attended the Swiss Doctoral Program at the Study Center Gerzensee, and received her doctoral degree in Economics in 2010 at the University of Freiburg in Germany. Her research interests lie in the fields of applied development economics and political economy. Her recent research projects focus on the effects of (de-)globalization and more generally of macro-economic processes or related public policies on a range of social and economic outcomes, including labor market and firm outcomes, land use change and deforestation, or conflict.


Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian Fehrler
(c) Zhe Yan: Ältere Menschen verbringen ihre Freizeit in einem Dienstleistungszentrum in einem ländlichen Dorf in Jiangxi, das von der örtlichen Regierung finanziell unterstützt wird.
(c) Zhe Yan: Ältere Menschen verbringen ihre Freizeit in einem Dienstleistungszentrum in einem ländlichen Dorf in Jiangxi, das von der örtlichen Regierung finanziell unterstützt wird.
Projekt B05 "Inklusions- und Leistungsdynamiken im chinesischen Wohlfahrtsregime"

Das Projekt B05 "Inklusions- und Leistungsdynamiken im chinesischen Wohlfahrtsregime" schloss eine weitere Runde der Feldforschung in China erfolgreich ab und förderte die Zusammenarbeit mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen für zukünftige Sozialpolitikforschung.

Von Oktober bis Dezember 2024 führte Dr. Zhe Yan umfangreiche Feldforschung durch. Ziel der Forschungsreise war es, zu untersuchen, wie sich der demografische Wandel und der wirtschaftliche Abschwung in China auf die Sozialpolitik in den Bereichen Altenpflege und Arbeitslosigkeit auswirken. Diese Forschung ist relevanter denn je, da China mit einer rasch alternden Bevölkerung und steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert ist.

Dr. Yan besuchte mehrere ländliche Dörfer in der Provinz Jiangxi, einer weniger industrialisierten Region im Süden Chinas, um den Prozess der Erbringung von Altenpflegedienstleistungen zu verstehen und mit lokalen Akteuren zu sprechen, die für die Umsetzung der Politik verantwortlich sind. Ein neuer Aspekt dabei ist, dass China die Altenpflege und die Kinderbetreuung integriert, indem es die lokalen Ressourcen in den ländlichen Gebieten umverteilt. Die Sozialpolitik im ländlichen China ist nach wie vor ein wenig erforschtes Gebiet und verdient mehr Aufmerksamkeit in der Wissenschaft.

Im Rahmen eines Pilotprojekts für künftige Forschungen befragte Dr. Yan lokale Beamte, die mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit befasst sind, und führte informelle Interviews mit Lieferfahrern in städtischen Gebieten, darunter Studentinnen und Studenten sowie Lehrerinnen und Lehrer.


Kontakt:
Dr. Zhe Yan
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Research IV und China Global Center
Campus Ring 1
28759 Bremen
Tel.: +49 421 200-3474
E-Mail: zyan@constructor.university

(c) American Journal of Political Science
(c) American Journal of Political Science
American Journal of Political Science

Dr. Nils Düpont aus dem INF-Projekt hat zusammen mit Nina Wiesehomeier und Saskia Ruth-Lovell einen neuen Artikel über die Diffusion von Populismus im American Journal of Political Science veröffentlicht.

Bei der Analyse von Diffusionseffekten zwischen 923 Parteien in 67 Ländern zwischen 1970 und 2018 stellen sie fest, dass Ähnlichkeiten von Ländern in Bezug auf politische und wirtschaftliche Ausgrenzung das Lernen von den dortigen Parteien und deren Nachahmung erleichtert. Darüber hinaus zeigen sie, dass das Lernen von anderen Parteien, die mit ähnlichen Niveaus von Einkommensungleichheit oder Korruption im öffentlichen Sektor konfrontiert sind, durch ein kulturelles "pre-screening" verstärkt wird. Für letzteres adaptieren sie das Konzept der "kulturellen Sphären", das im Rahmen des SFB-Projekts A05 eingeführt und bereits erfolgreich bei der Analyse von Einführungszeitpunkten von Sozialpolitiken angewendet wurde (z.B. Windzio et al. 2022). Mit ihrem Fokus auf Diffusion zwischen politischen Parteien ergänzen sie die Analysen des SFB zu möglichen Wegen, wie sich Ideen und öffentliche Politiken über Grenzen hinweg verbreiten.


Kontakt:
Dr. Nils Düpont
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57060
E-Mail: duepont@uni-bremen.de

(c) Patrick Pollmeier
(c) Patrick Pollmeier
Ungleichheit, Sozialpolitik, Sozialstaatlichkeit

Als einer der fünf wissenschaftlichen Schwerpunkte der Universität Bremen ist der sozialwissenschaftliche Wissenschaftsschwerpunkt "Sozialer Wandel, Sozialpolitik und Staat" mit einer neuen eigenen Webseite in das Jahr 2025 gestartet. Der SFB 1342 "Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik" ist Teil dieses Zusammenschlusses.

Auf der Homepage https://www.uni-bremen.de/wissenschaftsschwerpunkt-sozialwissenschaften sind neben dem sozialwissenschaftlichen Profil und den zentralen Forschungsinitiativen auch aktuelle Meldungen aus den beteiligten Institutionen zu finden. Zu diesen zählen unter anderem der Sonderforschungsbereich 1342, das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik und das Institut für Interkulturelle und Internationale Studien (InIIS).

Ungleichheit, Sozialpolitik, Sozialstaatlichkeit – mit diesem Fokus widmen sich die Wissenschaftler:innen der Entwicklung von Gesellschaft und Wohlfahrtsstaat im Spannungsfeld von Globalisierung und Liberalisierung einerseits, und geopolitischer Konkurrenz und ökonomischer Abkoppelung andererseits.

Für Fragen, Informationen und Anregungen rund um den Wissenschaftsschwerpunkt Sozialwissenschaften steht das Sprecher:innen-Team und die Koordination gerne zur Verfügung. [Kontakt]


Kontakt:
Dr. Maximilian Hohmann
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 3
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57058
E-Mail: hohmann@uni-bremen.de

(c) Maximilian Hohmann
(c) Maximilian Hohmann
18.12.2024

Dr. Gulnaz Isabekova-Landau, a postdoctoral researcher in the Collaborative Research Centre project B06, which explores social policies in Eastern Europe, the South Caucasus, and Central Asia, is on her secondment with the Centre for Women's Research (CENWOR) in Sri Lanka.

International migration is a complex phenomenon, driven by social, economic, political, and climatic issues, and it affects the lives of persons who decide to migrate as well as their families. Acknowledging broader roots and implications of migration, the United Nations General Assembly adopted the “International Convention on the Protection of the Rights of All Migrant Workers and Members of Their Families” in 1990. The date of its adoption, December 18, later became International Migrants Day.

Sri Lanka has a long-term history of labor migration, particularly in terms of migrant domestic workers (MDWs), the majority of whom are female. MDWs account for about one-quarter of foreign employment on average (Henderson, 2024, p. 259). Gulf Cooperation Council countries (Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi Arabia, and the United Arab Emirates) remain the top-five destinations for MDWs (Ministry of Labour and Foreign Employment of Sri Lanka, 2023). The work of MDWs in these countries is characterized by multiple challenges, including limited access to social protection and a number of cases of human rights violations.

CENWOR has a long-term history of conducting research on labor migration and migrant domestic workers, returnee migrant women and their health status, and more recently – the COVID-19 repercussions on labor migration in Sri Lanka. Building on this expertise, Dr. Isabekova-Landau is researching the access of returnee migrant domestic workers from Sri Lanka to health and social protection services. Her secondment is supported by a Marie Curie Staff Exchange within the Horizon Europe Programme (PRELAB, grant agreement no: 101129940). The study has only commenced, and more results will be reported at later stages.

Sources:

Henderson, S. (2024). The realities of return migration: Reintegrating women migrant domestic workers in Sri Lanka. Asian and Pacific Migration Journal, 33(2), 258–278. https://doi.org/10.1177/01171968241263363

Ministry of Labour and Foreign Employment of Sri Lanka. (2023). National Policy and National Action Plan on Migration for Employment Sri Lanka 2023-2027. https://labourmin.gov.lk/wp-content/uploads/2023/11/National-Policy-and-National-Action-Plan-on-Migration-for-Employment-Sri-Lanka-2023-2027-English-Ver._compressed.pdf


Kontakt:
Dr. Gulnaz Isabekova-Landau
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik, Forschungsstelle Osteuropa
Klagenfurter Straße 8
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-57073
E-Mail: gulnaz@uni-bremen.de

(c) Dominik Gall: Bibliothek des Argentinischen Nationalkongresses
(c) Dominik Gall: Bibliothek des Argentinischen Nationalkongresses
Forschungsaufenthalt im Oktober und November 2024

Dominik Gall, Doktorand im Teilprojekt B11 des SFB 1342 und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Geschichte Lateinamerikas des Instituts für Geschichte der Universität Bremen, arbeitet zur Geschichte der Sozialpolitik in Argentinien von 1880-1949 und ihren Verbindungen zur Zuckerindustrie in Jujuy aus einer globalhistorischen Perspektive. Dabei werden vor allem Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen Protektionismus und Sozialpolitik sowie ihre multidimensionalen wirtschaftlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Verflechtungen in den Blick genommen. Beispiele hierfür sind wirtschaftliche Schocks und Krisen, Immigration, oder transnationale Wissenstransfers. Diese globale Perspektive in Verbindung mit dem regionalen Fokus auf die Provinz Jujuy, die auf den ersten Blick weit entfernt vom politischen und wirtschaftlichen Zentrum Argentiniens - Buenos Aires - zu sein scheint, erzeugt neue Forschungsimpulse, indem sie den nationalen Rahmen als räumliche Eingrenzung des Forschungsgegenstands aufbricht. Zum anderen erforscht das Dissertationsprojekt ideengeschichtlich die Verknüpfung der "sozialen Frage" mit der "indigenen Frage" vor dem Hintergrund der Konsolidierung des noch jungen Nationalstaats. In diesem Kontext soll unter besonderer Berücksichtigung globalisierter Wissensproduktion die repressive Dimension von Sozialpolitik untersucht werden.

Um diesem Forschungsinteresse nachzugehen, reiste Dominik Gall im Oktober und November 2024 nach Argentinien. Dort besuchte er nicht nur die Hauptstadt Buenos Aires zu Recherchezwecken, sondern bereiste auch Jujuy, die nördlichste Provinz Argentiniens. Ziel der Reise war es, relevante Quellen zu identifizieren, zu lokalisieren und auszuheben, die Aufschluss geben über den Nexus von Sozialpolitik, Protektionismus und Nationalstaatskonsolidierung.

In Buenos Aires konnte Dominik Gall verschiedene Standorte des Nationalarchivs, das Kongressarchiv, sowie relevante Bibliotheken, wie die Biblioteca Nacional Mariano Moreno (argentinische Nationalbibliothek) besuchen. In den Archiven der Hauptstadt fand er vorrangig Quellen, die Einblicke geben über die Kommunikation zwischen der Nationalregierung und den einzelnen Provinzen, sowie über Einschätzungen der politischen und sozialen Lage. Die ideengeschichtliche Analyse dieser Dokumente soll Erkenntnisse über die handels- sowie sozialpolitische Vorstellungswelten und Diskurse der relevanten Akteure und damit über deren Handlungsspielräume liefern. In San Salvador de Jujuy erhielt Dominik Gall Zugang zum Archivo de Tribunales (Gerichtsarchiv), zum Archivo historico de la Provincia (Historisches Provinzarchiv), zum Archivo historico del poder legislativo, sowie zum Zeitschriftenarchiv. Der dort recherchierte Quellenkorpus besteht unter anderem aus Korrespondenzen zwischen den Zuckerindustriellen und der lokalen Regierung, aus Protokollen zu Gesetzesvorhaben und parlamentarischen Beratungen, aus jährlichen Ansprachen der Provinzregierung und Prozessakten zu Arbeitsunfällen. Besonders von letzteren verspricht sich Dominik Gall Erkenntnisse über die marginalisierte Stellung der verschiedenen, in Jujuy lebenden indigenen Gruppen in Bezug auf sozialpolitische Vorhaben.

Die Reise hat verdeutlicht, dass sich die Zuckerindustrie in Jujuy aus mehreren Gründen als passender Untersuchungsgegenstand für die Erforschung der Erkenntnisinteressen des Teilprojektes B11 erweist. Der massive Boom, den die dortige Industrie um die Jahrhundertwende erfuhr, der Schutz durch protektionistische Maßnahmen, die Einbindung in den Weltmarkt, die Ausbeutung indigener Arbeitskraft und der extensive politische Einfluss der ingenios (Zuckermühlen) machen sie zu Kristallisationspunkten, an denen globale Verflechtungen der argentinischen Sozialpolitik ablesbar werden.


Kontakt:
Dominik Gall
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Universitäts-Boulevard 13
28359 Bremen
Tel.: +49 421 218-67203
E-Mail: dgall@uni-bremen.de

(c) Maximilian Hohmann
(c) Maximilian Hohmann
Jour Fixe mit Dorottya Szikra am 11.12.2024

Als letzte Veranstaltung unserer Jour Fixe-Reihe im Jahr 2024 hielt Prof. Dorottya Szikra vom Institut für Soziologie, Zentrum für Sozialwissenschaften (Budapest, Ungarn) am 11. Dezember einen Vortrag zum Thema "Social Policy in Autocratizing Context. Inclusionary and Exclusionary Processes". In ihrer Präsentation und der anschließenden Diskussion mit über 20 Kolleginnen und Kollegen ging es um sozialpolitische Reformen in Russland, der Türkei, Ungarn, Polen und Indien.

Abstract: Illiberal parties’ grasp on power has relied on economic and social policy as much as on the demise of checks and balances and the distortion of electoral rules. Research has so far overlooked the ways in which these parties attract formerly neglected social groups with their welfarist approach. This lack of attention is not only important in scientific terms but has political consequences. Democratic forces are often blind to realize what illiberal and autocratic leaders offer in material terms to masses. This presentation summarizes a decade of comparative research into the social policies of populist, illiberal and autocratizing rulers. Utilizing examples from the procedures, content and discourses of welfare reforms in Russia, Turkey, Hungary, Poland, and India, we show how illiberal and authoritarian incumbents shape their welfare states in different geopolitical settings, and build up popularity through social policy programs.

Literaturhinweise:

  • Tomasz Inglot, Dorottya Szikra, Cristina Raț (2022): Mothers, Families or Children? Family Policy in Poland, Hungary, and Romania, 1945-2020. University of Pittsburgh Press. [Link]
  • Dorottya Szikra, Kerem Gabriel Öktem (2023): An illiberal welfare state emerging? Welfare efforts and trajectories under democratic backsliding in Hungary and Turkey. In: Journal of European Social Policy. Sage. [Link]
  • Dorota Szelewa, Dorottya Szikra (2024): Fighting Gender Equality under the Pandemic. The Case of Polish and Hungarian Anti-Gender Equality and Anti-LGBTQ+ Policies under the COVID-19 Crisis. In: PArtecipazione e COnflitto. [Link]

 

Dorottya Szikra is Research Professor and Head of Department at the Centre for Social Sciences, Budapest, and Visiting Professor at the Department of Gender Studies, CEU Vienna. She is teaching Welfare State and Gender under Undemocratic Rule and Critical Theory on Policy and Practice in 2023/2024. She is the country-lead of the ERC project WelfareExperiences analyzing how different welfare systems can affect people's mental health and chances of returning to work.

Szikra is also associated with CEU Democracy Institute where she led a CIVICA reseach project entitled Welfare, Democracy, and Populism under the COVID-19 Crisis (WELDECO). Szikra's main research field is welfare state and family policy development in Central and Eastern Europe. Between 2016 and 2020 she acted as the co-chair of the European Social Policy Analysis Network (ESPAnet). She has acted as a member of the editorial boards of various journals, including the European Journal of Social Security, the Hungarian on-line journal socio.hu and since 2020 the Journal of European Social Policy. Since 2021 she has served as a member of the EC commissioned High-Level Group on the future of social protection and of the welfare state in the EU.


Kontakt:
Dr. Kerem Gabriel Öktem
SFB 1342: Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik
Mary-Somerville-Straße 7
28359 Bremen
E-Mail: oektem@uni-bremen.de