Ende September hat Saskia Schottelius am SFB 1342 ihren 2-tägigen Workshop "The Art of Self-Presenting for Female Scientists" angeboten. Warum habt ihr euch entschieden, daran teilzunehmen?
Kristin Noack: Mich hat der Kurs interessiert, weil Präsentationen nicht eben meine liebsten Situationen sind. Und ich fand es besonders schön, dass sich der Kurs speziell an Frauen gerichtet hat, denen es ähnlich geht.
Johanna Fischer: Präsentationen sind ein wichtiger Bestandteil unserer wissenschaftlichen Arbeit. In Kleingruppen fühle ich mich dabei ganz wohl, in größeren Räumen aber, in denen ich das Publikum nicht genau kenne, bin ich manchmal nervös. Insofern hatte ich das Gefühl, dass ich in dem Kurs viel lernen oder auch bestimmt Dinge abstellen kann, die sich eingeschlichen haben.
Was hat die Trainerin mit euch gemacht in den zwei Tagen?
Fischer: Wir haben uns zu Beginn auf Sprache konzentriert und darauf geachtet, positiv zu sprechen. Wir haben zum Beispiel eine Übung gemacht, wo wir zu jedem Buchstaben des Alphabets Adjektive aufschreiben sollten, die man positiv auf starke Frauen anwenden kann. Das haben wir später noch einmal reflektiert, um uns Stärken bewusst zu machen. Dann haben wir viele Übungen zum Sprechen gemacht. Wir mussten unserem Gegenüber verschiedenen Dinge präsentieren - da ging es um verschiedene Sachen: z.B. wie man bewusst anfängt, oder ums Zeitmanagement. Andere Themen waren Körpersprache und Stimmübungen, vor allem, wie man seine Stimmlage findet.
War das schon speziell auf Frauen abgestimmt?
Fischer: Bei den Stimmübungen nicht. Aber wir haben uns auch mit dem Imposter Syndrome beschäftigt. Laut Umfragen fühlen sich Wissenschaftlerinnen und weibliche Führungspersonen viel häufiger und stärker als Hochstaplerin, sie schätzen ihre Kompetenzen nicht so positiv ein und achten eher auf Defizite. Obwohl niemand zu 100 Prozent perfekt sein kann, nehmen Frauen es häufig so wahr, dass sie es trotzdem sein müssten für ihren Job. Männer denken häufig: Ich kann es nur zu 60 Prozent, aber das ist okay. Über solche Dinge haben wir geredet, auch über dominantes Redeverhalten in Gruppen.
Noack: Am zweiten Tag hat fast jede von uns eine Präsentation gehalten. Die Zuschauerinnen mussten jeweils auf bestimmte Dinge achten und dazu Feedback geben. Und das Feedback, so war es vorher abgesprochen, sollte sich vor allem auf die positiven Aspekte konzentrieren, aber trotzdem ernsthaft und aufrichtig sein. Im wissenschaftlichen Kontext fokussiert man sich so häufig auf die negativen Sachen, und das fördert dann natürlich bestimmte Unsicherheiten. Insofern war es ermutigend, auch mal positive Sachen über unsere Präsentationsweise gespiegelt zu bekommen. Am zweiten Tag haben wir außerdem noch Meditationsübungen und etwas Tai Chi und Qigong gemacht.
Welche der Inhalte haben euch am meisten gebracht? Welche wollt ihr versuchen umzusetzen?
Fischer: Ganz konkret hilfreich war die sogenannte Pre-Introduction, als es um die Struktur einer Präsentation ging. Am Anfang hört das Publikum oft gar nicht richtig zu, weshalb ein kurzer Einstieg in den Vortrag , z. B. mit etwas Allgemeines zu dem Thema oder eine Anekdote, hilfreich sein kann. Das werde ich bei meiner nächsten Präsentation versuchen einzubauen.
Noack: Wir waren eine sehr gemischte Gruppe: ein paar Frauen aus dem SFB, aber auch welche aus dem marum und von der BIGSSS mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Schwerpunkten. Ich fand es sehr empowernd, in so einer Runde zu sein. Wir waren so unterschiedliche Wissenschaftlerinnen, aber es gibt Themen, die uns alle beschäftigen. Und eine gute Wissenschaftlerin zu sein, kann unterschiedliche Sachen bedeuten. Was ich versuche, konkret mitzunehmen, ist, mehr darauf zu achten, was gut läuft, denn häufig ist man auch zu hart mit sich selbst. Da hat mir der Workshop einige Anregungen gegeben.
Habt ihr auch über Unterschiede zwischen Männern und Frauen gesprochen?
Fischer: Wir haben über das Redeverhalten gesprochen. Viele Männer meinen in Diskussionen etwas zu sagen zu haben und sich melden zu müssen, auch wenn sie selbst keine Experten für das Thema sind. Wir haben dann aber auch gesagt, dass wir als Frauen das nicht unbedingt kopieren wollen.
Noack: Die meiste Zeit ging es auch nicht darum, Stereotypen zu reproduzieren, sondern uns selbst und unser Verhalten zu reflektieren. Und gewisse Dinge selbst auszuprobieren und zu üben. Während des Workshops standen wir als Wissenschaftlerinnen im Fokus.