Was wärest du geworden, wenn du nicht Wissenschaftlerin geworden wärest?
Gute Frage - ich habe ja erst im vergangenen Sommer meinen Masterabschluss gemacht. In den letzten Semestern meines Studiums hatte sich herauskristallisiert, dass ich auf jeden Fall in der Wissenschaft arbeiten möchte, zumal mich auch die Lehre sehr interessiert. Daher gab es für mich eigentlich keine Alternative. Mit einer kleinen Ausnahme vielleicht: In Brüssel habe ich ein Praktikum im Bereich Lobbying bei einem deutschen Wirtschaftsverband gemacht. Während des Praktikums konnte ich die EU "live" vor Ort erleben, statt über Verfahren und Akteure nur zu lesen. Das war sehr interessant, aber auch eine völlig andere Welt als die Arbeit an der Universität. In diesem Bereich zu arbeiten, hätte ich mir für eine gewisse Zeit auch vorstellen können. Währenddessen hätte ich aber trotzdem gern promoviert. Den Bezug zur Wissenschaft hätte ich auf keinen Fall verlieren wollen.
Du hast Europäische Studien und später Europäisches Regieren studiert. Warum diese räumliche Spezialisierung?
Den Bachelor Europäische Studien fand ich interessant, weil er interdisziplinärer ist. Ich konnte mein Interesse für Politik und Politikwissenschaft befriedigen und gleichzeitig unterschiedliche Sprachen lernen und juristische und wirtschaftliche Einblicke gewinnen. Hinzu kommt, dass ich die Entwicklung der Europäischen Integration und die Wirkungen der EU auf ihre Mitgliedstaaten besonders interessant finde. Es ist spannend zu sehen, wie aus dem Zusammenschluss von anfangs lediglich sechs Staaten ein international einzigartiges Gebilde wie die EU werden konnte - mit Kompetenzen in mittlerweile nahezu allen Politikbereichen. Dieses Interesse hat sich immer weiter gefestigt, sodass ich dann auch den Master Europäisches Regieren gemacht habe.
Was wird eine deine Aufgabe sein im SFB?
Ich bin eine von zwei Doktorandinnen bei Prof. Schmidt und ich werde mich mit der EU und dem Mercosur in Lateinamerika auseinandersetzen. Ich beschäftige mich mit der Arbeitsmigration und schaue, welche Festlegungen und Vereinbarungen es jeweils innerhalb der EU und dem Mercosur gibt, um später beispielsweise zu erklären, welche Rückwirkungen diese auf die Nationalstaaten haben.
Wie wirst du bei deiner Forschungsarbeit vorgehen?
Erst einmal muss ich mich sehr intensiv einlesen, denn mit dem Mercosur habe ich mich bislang noch nicht beschäftigt. Auch Arbeitsmigration ist ein relativ neues Feld für mich. Daher werde ich in der nächsten Zeit vor allem lesen, lesen, lesen. Dann kann ich entscheiden, wie es weitergehen wird. Wobei meine Arbeit höchstwahrscheinlich qualitativ sein wird: Ich werde Interviews mit Experten machen, vermutlich auch vor Ort in Lateinamerika und in Brüssel. Aber die Details sind noch offen.
Auf wie lange ist deine Doktorarbeit angelegt?
Mein Vertrag läuft drei Jahre. Die Doktorarbeit wird vermutlich in der zweiten Hälfte dieses Jahres offiziell beginnen. So lange bereite ich mich durch Literaturrecherche bestmöglich vor.
Zur Person:
Nach ihrem Abitur im Jahr 2011 hat Svenja Gödecke an der Universität Osnabrück zunächst Europäische Studien mit dem Nebenfach Rechtswissenschaften studiert. Nach ihrem Bachelorabschluss machte sie den Master Europäisches Regieren. Ihre Masterarbeit, die sich mit der Europäisierung der Sportpolitik auseinandersetzt, wurde im März 2018 mit dem Alumni-Förderpreis Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück ausgezeichnet.
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Svenja Gödecke